Schmeer rettet Borussia Fulda in einem verrückten Spiel einen Punkt

Hessenliga: Sechs Tore, zwei Platzverweise und neun Gelbe Karten

16. April 2016, 18:39 Uhr

Sebastian Schmeer erzielte per Freistoß den 3:3-Ausgleichstreffer. Foto: Charlie Rolff

Ein Spiel, das in Erinnerung bleibt: Nach 96 hochdramatischen und intensiven Minuten trennten sich Borussia Fulda und Watzenborn-Steinberg in der Hessenliga 3:3 (2:2).

Die 950 Zuschauer im Stadion der Stadt Fulda sahen eine verrückte erste Halbzeit. Bereits nach sechs Minuten hatten die Hausherren die Riesenchance zur Führung: Ingmar Merle tauchte nach einer Flanke frei vor Gäste-Keeper Yannik Dauth auf, der aus kurzer Distanz jedoch prächtig parierte und ein frühes Tor verhinderte. Elf Minuten später war Dauth dann allerdings machtlos. Ein herrliches Solo schloss Leon Pomnitz aus 18 Metern halblinker Position klasse ab und jagte das Spielgerät in den Winkel (17.). Der Jubel hielt aber gerade einmal eine Minute. Denn Fulda bekam die linke Defensivseite nicht zu, Denis Weinecker flanke, Raffael Szymanski musste nur noch den Fuß hinhalten - 1:1 (18.).

Doch es kam noch schlimmer. Fulda hatte Anstoß, Watzenborn-Steinberg attackierte früh mit drei Spielen in vorderster Front und drängte Vedran Jerkovic zu einem folgenschweren Fehler. Denn statt auf Nummer sicher zu gehen, wagte der Innenverteidiger ein Dribbling - und verlor den Ball an Szymanski. Der Toptorjäger leitete den Ball klasse mit der Hacke zu Ilias Azouaghi weiter, der die Nerven behielt und Tobias Wolf überlüpfte. 2:1. Nach 19 Minuten.

Die Mannschaft von Thomas Brendel musste sich erst mal einmal sammeln, sollte aber nach zehn Minuten die richtige Antwort geben. Nach einem Pomnitz-Freistoß fast von der Grundlinie stand Ingmar Merle völlig frei im Strafraum und hatte keine Mühe, den Ball einzunicken - 2:2 (29.). "Das war zu billig. Ich weiß nicht, wie man einen Ingmar Merle im Fünfmeterraum so alleine lassen kann. Wir hatten vorher noch darüber geredet", monierte Daniel Steuernagel, Trainer der Teutonia.

Neun Gelbe Karten, eine Gelb-Rote, eine Rote

Nach und nach wurde das Spiel immer hektischer und ruppiger. Schiedsrichter Andre Klein (Offenbach) fuhr eine sehr kleinliche, gerade in Durchgang eins konsequente Linie. Nach einem unnötigen Foul im Mittelfeld stellte der Unparteiische nach 38 Minuten Matija Poredski mit Gelb-Rot vom Feld, ehe Ilias Azaouaghi nur drei Zeigerumdrehungen nach einem Ellbogenschlag gegen Borussen-Kapitän Mark Jaksch den Roten Karton unter die Nase gehalten bekam (41.). Darüber hinaus verteilte Klein zusätzlich neun Gelbe Karten.

Thomas Brendel reagierte in der Pause auf den Platzverweis und stellte auf ein 3-4-1-1 um. Jerkovic rückte ins zentrale Mittelfeld vor, Pomnitz ging auf die Zehn. Doch besser aus der Kabine kamen die Gäste, die nur vier Minuten brauchten, um erneut in Führung zu gehen. Szymanski legte eine Flanke klasse auf Weinecker ab, der Wolf aus spitzem Winkel keine Chance ließ (49.).

Die Borussen hatten daran zu knabbern, leisteten sich viele Fehler im Spielaufbau und hatten zweimal Riesenglück. Zunächst konterte Watzenborn-Steinberg erstklassig. Nikola Milankovic verlor den Ball im Spielaufbau, Weinecker bediente Barbaros Koyuncu, der frei vor dem Tor an Wolf scheiterte. Weinecker kam in der Folge zweimal zum Nachschuss, doch jeweils war ein Borussen-Bein dazwischen (53.).

Eine noch bessere Chance ließ Szymanski in der 73. Minute liegen. Weinecker spielte den großgewachsenen Angreifer perfekt frei, doch Szymanski schoss den Ball völlig unbedrängt aus fünf Metern über das leere Tor. "Das waren zwei tausendprozentige Torchancen. Da müssen wir einfach das 4:2 machen", ärgerte sich Steuernagel, dessen Team in der Phase eigentlich alles im Griff hatte. Doch ein Freistoß von Sebastian Schmeer aus 25 Metern halbrechter Position stellte den Spielverlauf in Durchgang zwei auf den Kopf. Der Ex-Kasseler zirkelte der Ball ins Torwarteck, Keeper Jannik Dauth machte dabei keine glückliche Figur (76.). "Er hat in der ersten Halbzeit ein-, zweimal wirklich klasse gehalten. Bei dem Freistoß darf er allerdings nicht spekulieren. Ein Nicht-Torwart schießt den wahrscheinlich mit dem Fuß raus", sagte Steuernagel, dessen Team nach dem 3:3 plötzlich etwas ins Schwimmen geriet. Fulda war nun noch einmal alles nach vorne und wurde vom Publikum nach vorne gepeitscht.

Trägler trifft die falsche Entscheidung

Denn Marcel Träger hatte in der ersten Minute der Nachspielzeit die Riesenchance, dass die Borussia den Platz als Sieger verlässt. Der Rechtsaußen traf bei einem Konter allerdings die falsche Entscheidung. als er aus 20 Metern selbst den Abschluss suchte, statt den völlig freistehenden Dennis Müller, der kurz zuvor eingewechselt wurde, in Szene zu setzen. Die anschließende Ecke zog Pomnitz ganz frech auf den kurzen Pfosten und konnte von Torwart Dauth gerade so geklärt werden (92.). So aber, passierte nichts mehr und Schiedsrichter Klein pfiff das Spiel nach 96 hochdramatischen Minuten ab.

Borussen-Coach Brendel konnte mit dem Remis sehr gut leben. "Die Jungs haben alles reingehauen, was nur geht und eine tolle Mentalität gezeigt. Ich hätte meinem Team auch bei einer 2:3-Pleite heute keinen Vorwurf machen können, weil ich es überragend fand und meinen Hut vor dieser Leistung ziehen muss", resümierte ein zufriedener Brendel. Sein Gegenüber Daniel Steuernagel hingegen trauerte den zwei vergebenen Großchancen hinterher. "Es waren heute einfach die Kleinigkeiten. Wenn du hoch willst, dann musst du hier heute eigentlich gewinnen", stellte Steuernagel nach dem Abpfiff fest.

Die Statistik:

Borussia Fulda: Wolf - Dimitrijevic (76. D. Müller), Jerkovic (84. Beck), Milankovic, Schad - Jaksch, Pomnitz, - Merle, Trägler (90+4. J. Müller) - Schmeer, Poredski.
Watzenborn-Steinberg: Dauth - Simon (90+2. Joerg), Bodnar, Talevski, Koutny - Azouaghi, Goncalves (46. Golafra), Schadeberg - Weinecker, Szymanski, Koyuncu (77. Matsuda).

Schiedsrichter: Andre Klein (Offenbach). Zuschauer: 950. Tore: 1:0 Leon Pomnitz (17.), 1:1 Raffael Szymanski (18.), 1:2 Ilias Azouaghi (19.), 2:2 Ingmar Merle (29.), 2:3 Denis Weinecker (49.), 3:3 Sebastian Schmeer (76.)
Gelb-Rote Karte: Matija Poredski (Borussia Fulda, 38.).
Rote Karte: Ilias Azaouaghi (Watzenborn-Steinberg) nach einem Ellbogenschlag (41.).

Autor: Max Lesser

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