Toppmöllers Plan mit Eintracht Frankfurt: „Mit voller Power aufdribbeln“
Früher mal galt der FSV Mainz 05 nicht gerade als Lieblingsgegner der Eintracht, da bissen sich die Frankfurter ganz gerne mal die Zähne aus an dem Nachbarn aus Rheinland-Pfalz. Das hat sich im Laufe der Jahre geändert, seit acht Partien haben die Hessen nicht mehr gegen die Rheinhessen verloren. Die letzten drei Heimpartien gingen allesamt an die Eintracht, alle zu null, 1:0, 3:0, 1:0. Die letzte Niederlage datiert aus dem Juni 2020, es war eine graue Zeit, als Corona die Welt im Klammergriff hatte und die Stadien sich in Geisterhäuser verwandelten. Eintracht-Trainer Dino Toppmöller freilich kann mit solchen Statistiken wenig anfangen, was nur allzu logisch ist, denn welchen Einfluss auf das Heimspiel von Samstag (15.30/Sky) sollen Siege aus der Vergangenheit haben? Und auch die geographische Nähe bringt den Fußballlehrer nicht in Wallung. „Ob die Entfernung jetzt 60 oder 200 Kilometer ist, das macht mit mir nichts.“
Die Bedeutung der Begegnung will Dino Toppmöller freilich nicht herunterspielen, er weiß sehr wohl, was auf dem Spiel steht, nämlich den Turnaround zu schaffen, sich ganz oben einzunisten und auch mit einem wohligen Gefühl in die kurzen Ferien zu gehen. Dass die Eintracht den FC Schalke 04 schon bei einem einfachen Punktgewinn von Platz sieben der Ewigen Bundesligatabelle verdrängen würde, ist da nur eine Marginalie. „Wir wollen unbedingt einen positiven Abschluss“, sagt der 44-Jährige. „Wir wollen aus dem sehr guten Halbjahr ein herausragendes machen. Das ist in jedem drin, das ist spürbar.“ Dazu müssten die Zähler 28, 29 und 30 auf das Konto geladen werden. Wird schwer genug.
Die Mainzer sind gut drauf, haben nicht nur vier der letzten fünf Spiele gewonnen und die Bayern bezwungen, sondern sie haben auch eine klare Spielidee und sind ein unangenehmer Opponent. „Wir brauchen eine Top-Intensität, Schärfe und Fokus“, mahnt der Trainer. „Das wird uns der Gegner aufzwängen.“ Die Mainzer spielten kraftvoll und aufwendig, „sie verwickeln uns in viele Zweikämpfe, sind gierig auf zweite Bälle. Das wird eine schöne Herausforderung“, glaubt Toppmöller. „Wir wissen, was auf uns zukommt.“ Aber: „Die Mainzer wissen auch, was auf sie zukommt, wenn sie an unserem Stadion vorfahren.“ Nämlich dies: „Wir wollen mit voller Power aufdribbeln.“ Einmal noch das Herz auf dem Platz lassen, sich noch einmal zusammenreißen, ehe es in die kurzen Weihnachtsferien geht, am 2. Januar schon bittet der Cheftrainer zum Aufgalopp im neuen Jahr.
Die Spieler sollen über Weihnachten kurz abschalten, lediglich ein paar Läufe und Stabilisationsübungen stehen auf dem Programm. „In zehn Tagen verlierst du nicht so viel“, sagt Toppmöller. „Aber natürlich sollen die Jungs auch nicht nur in der Sonne liegen.“ Der Trainer wird dann – Stand jetzt – einen unveränderten Kader antreffen. Zu- und Abgänge sind nicht geplant. „Da steht nix auf meinem Wunschzettel“, sagt er.
Auch ein ins Hintertreffen geratener Akteur wie Eric Dina Ebimbe soll nicht abgegeben werden, obwohl es der Franzose zuletzt gar nicht mehr in den Kader geschafft hat. „Das war aber keine Entscheidung gegen ihn, sondern für andere“, stellt Toppmöller klar. Ebimbe habe sich nichts zu schulden kommen lassen, ganz im Gegenteil: „Ich kann ihm nichts vorwerfen. Ich habe ihm jetzt erst in einem kurzen Gespräch gesagt, dass es top ist, wie er mit der Situation umgeht.“ Ebimbe also soll bleiben: „Wir haben nicht vor, Spieler abzugeben“, bekundet der Fußballlehrer. „Darüber mache ich mir gar keine Gedanken. Ich bin sehr happy mit dem Kader.“
Am Samstag wird der Coach auf Verteidiger Tuta verzichten müssen. Der Brasilianer hat sich eine Wadenverletzung zugezogen und soll zum Trainingsstart wieder dabei sein. „Wir wollen da kein Risiko eingehen“, betont Toppmöller, räumt aber ein, dass Tuta wohl auf die Zähne gebissen hätte, „wenn jetzt ein Endspiel anstünde“. So weit ist es freilich noch nicht.
Dafür wird Stürmer Hugo Ekitiké sehr wahrscheinlich in der Startelf stehen, obwohl der 22-Jährige zuletzt durchhing, in Leipzig einen rabenschwarzen Tag erwischte. Das ist auch Toppmöller nicht verborgen geblieben, doch er hebt lieber das Positive hervor. Der Franzose sei auch in den zurückliegenden Wochen an vielen Toren beteiligt gewesen, zudem habe er „doppelt so viele Minuten gesammelt“ wie im ersten Halbjahr. Damals war Ekitiké äußerst unfit von PSG zur Eintracht gekommen. Der Angreifer sei körperlich nun in einer ganz anderen Verfassung, „in seiner Belastungsfähigkeit hat er einen großen Schritt gemacht“. Toppmöllers einfache Forderung an den eleganten Schlaks: „Noch einmal alles raushauen.“
Ekitiké ist im Übrigen einer von sechs Frankfurter Profis, die ihren Wert bei dem von Transfermarkt.de am Freitag herausgegebenen neuen Ranking signifikant gesteigert haben, nämlich um zehn Millionen Euro auf 40 Millionen. Den größten Sprung in der gesamten Bundesliga machte Omar Marmoush, 20 Millionen hat kein anderer Profi draufgepackt, der Ägypter wiegt nun 60 Millionen Euro. Insgesamt rangiert er damit auf Rang sechs, Florian Wirtz und Jamal Musiala führen das Tableau mit jeweils 140 Millionen an.
Ebenfalls verbessert im Eintracht-Zirkel: Hugo Larsson (von 28 auf 35 Millionen), Nathaniel Brown (von drei auf acht), Tuta (von zwölf auf 15) sowie Nnamdi Collins (von einer Million auf vier Millionen). Für Toppmöller ist das mehr als eine Spielerei: „Wir haben viele Spieler auf ein anderes Level gehoben, das ist auch wertvoll für den Verein.“ Und fürs Team. „Wenn sich einzelne Spieler verbessern, verbessert sich automatisch die Mannschaft.“ Klingt nicht nur logisch, ist es auch.
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