Übergangsstation oder Wohlfühloase?

Erste Mannschaften in der C-Liga haben unterschiedliche Zielsetzungen

31. März 2015, 14:00 Uhr

Neuenbergs Spielertrainer Altan Alipek (rechts, hier in einem B-Liga-Duell mit Germania Fulda) ist drauf und dran, den Traditionsverein zum Aufstieg zu führen. Foto:Charlie Rolff

Seit dieser Saison gibt es im Fußballkreis Fulda nur noch zwei C-Ligen. Diese Tatsache und sechs erste Mannschaften haben die Attraktivität der Spielklasse erhöht. Doch nicht jeder aus diesem Sextett möchte länger als nötig in der untersten Liga verweilen, wie unser Überblick zeigt.

TSV Neuenberg:

Wer denkt, dass der ehemalige Landesligist nach dem erstmaligen Abstieg in die C-Klasse im Sommer in eine tiefe Depression geschlittert ist, der irrt – und zwar gewaltig. Vorstand Peter Henrich spricht sogar von einem Glücksfall für den ganzen Verein: „Die Mannschaft besteht nach einem Schnitt im Sommer wieder aus ganz vielen Neuenbergern, wir haben sportlichen Erfolg und die Zuschauer honorieren diesen auch“, gerät Henrich fast ins Schwärmen.

Der aktuelle Tabellenführer der C-Liga Fulda hat vorvergangenen Sonntag zwar nur 3:3 bei Giesel II gespielt, dabei allerdings mächtig Moral bewiesen und gar ein 0:3 aufgeholt. „Durch die Trend-Messe und den verkaufsoffenen Sonntag fehlten uns einige Stammkräfte“, erklärt Abteilungsleiter Christian Bayer. Der Ur-Neuenberger hofft, dass der harte Umbruch im Sommer erst einmal der letzte für viele Jahre gewesen ist: „Nun haben wir aber eine schlagkräftige Mannschaft mit einem jungen Durchschnittsalter beisammen, deren Gesicht sich so schnell nicht ändern soll.“

Obwohl das Umfeld sich gerade an viele Erfolge in der C-Liga gewöhnt hat, will der TSV natürlich rasch wieder zurück in die B-Liga. „Ich glaube, dass wir uns mit der aktuellen Truppe dort halten könnten“, hofft Christian Bayer. Ein wegweisendes Spiel stand für Neuenberg um Trainer Altan Alipek am Sonntag an, als es in der Abt-Richard-Straße gegen Verfolger Frischauf geht - 1:1 hieß es am Ende.

Frischauf Fulda:

Mit Frischauf Fulda ist noch ein weiterer städtischer Traditionsverein im Sommer aus der B-Liga West abgestiegen, der ebenfalls einen Neubeginn anstrebt. „Auch wir haben einentotalen Cut im Sommer gehabt, fahren wieder mehr Erfolge als Niederlagen ein, haben 15 bis 20 Leute im Training – und das Umfeld zieht voll mit“, freut sich Vorstand Benjamin Möller, der Sonntag für Sonntag Frischaufs Kasten hütet.

Durch die Ligenreform spielen in den Fuldaer C-Ligen seit Sommer übrigens je 15 Mannschaften, „daher ist der Unterschied zwischen B- und C-Klasse nicht mehr so gravierend“, glaubt Möller. Dennoch will der C-Liga-Zweite fix wieder in die B-Liga zurück, „wenngleich wir mit Neuenberg, Stockhausen II und vor allem Borussia III starke Konkurrenz haben“, so Möller, der zucken musste, „als im Spiel gegen die Borussen plötzlich ein Imal Schersadeh aufgelaufen ist“.

Fuldaer Kickers:

Seit 2009 spielen die Kickers mal in der B-, meist in der C-Liga. Die aktuelle Saison dürfte aber die schwerste in der noch jungen Vereinshistorie sein. Dass es derzeit sportlich mit dem letzten Platz nicht läuft, ist das eine. Viel schwerer wog aber der Tod des Trainers und der Vereinsstütze schlechthin, Georg Deuchert, im November.

„Das war natürlich einSchock, den man erst mal verarbeiten muss. Diese Saison hatte so viele Begleitumstände, weshalb wir sie zu einem einigermaßen schönen Ende führen und im nächsten Jahr neu angreifen möchten“, erklärt Vorstand und Keeper in Personalunion, Patrick Fois. DenTrainerjob hat mittlerweile Corrado Mottillo, vorher nur als Spieler unterwegs, übernommen, „und mit ihm möchten wir auch gerne weitermachen, auch wenn er als Koch schwierige Arbeitszeiten hat“, betont Fois, der hofft, dass der Club im kommenden Jahr trotz geringer finanzieller Mittel noch einige Kicker für den Club gewinnen und im Winter Trainingszeiten auf einem Kunstrasen erhalten kann.

FV Germania Wendershausen:

Schon vor zwei Jahren spielte die Germania in der C-Liga, ehe man auf- und nach nur einer Saison erneut abstieg. „In dieser Saison ist die C-Liga aber attraktiver. Es sind mehr erste Mannschaften in der Klasse, weshalb wir mehr spannende Spiele haben, die Zuschauer anziehen. Dazu spielen wir in einer 15er-Liga nahezu jede Woche. In unserer ungeschlagenen Saison vor zwei Jahren hatten wir alle zwei, drei Wochen mal ein Spiel“, erklärt FVW-Vorstand Jochen Seifert. Das Team, das mittlerweile von Hartmut Herchenhan trainiert wird, ist im Sommer zusammengeblieben. „Die Spieler haben sich das selbst eingebrockt und sind jetzt in der Pflicht, die Scharte auszuwetzen“, so Seifert. Die Mannen aus der Gemeinde Tann zieren aktuell Relegationsrang drei.

Spielvereinigung Neuswarts:

In Neuswarts gibt es seit zwei Jahren nur noch C-Liga-Fußball zu sehen. Für Vorstand Willi Kirchner allerdings kein Problem: „Für mich zählt in erster Linie, dass wir unsere Eigenständigkeit bewahren. Außerdem ist die C-Klasse nun mit mehr ersten Mannschaften bestückt und somit attraktiver.“ Dass es aktuell nur für Rang neun reicht, begründet Kirchner mit den kurzfristigen Abgängen von Marius Jörges (Elters) und Marcel Feuerstein (Simmershausen). „Dazu haben wir Woche für Woche Spieler, die aus unterschiedlichsten Gründen fehlen, wobei wir ja auch noch mit einer Reserve in der C-Liga Lauterbach/Hünfeld unterwegs sind.“ Der Spaß stehe im Tanner Ortsteil im Vordergrund, dennoch wollen die Neuswartser in dieser Saison noch einige Plätze klettern und 2015/2016 – weiterhin mit dem Schwarzenborner Lothar Fischer auf der Trainerbank – die B-Liga anvisieren.

SG Hettenhausen:

Durch die Ligenreform im vergangenen Sommer ist die SGH seinerzeit als Drittletzter abgestiegen. „Wir haben es damals einfach nicht geschafft, die Punkte gegen die Konkurrenz von unten zu holen. Gut, dass fast alle Spieler dageblieben sind und den Betriebsunfall wieder ausbügeln wollen“, reflektiert Vorstand Andreas Bohnwagner. Das klappt bisher sehr gut, seit Sonntag ist die SGH Erster mit elf Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang drei. „Das dürfen wir jetzt nicht mehr herschenken“, fordert Bohnwagner, der mit seinem Verein schnellstmöglich wieder in die B-Liga möchte. „Die finanziellen Einbußen sind zu groß. Der Eintritt beträgt nur 50 Cent, und wenn dann der Gegner nicht antritt, wie bei uns zweimal geschehen, bleiben wir auf denKosten sitzen.“ Bohnwagner wagt bereits einen Blick auf die kommende Saison, in der man mit Trainer Hasan Kuzca (früher Rönshausen) weiterarbeiten möchte: „Ich traue uns, den Aufstieg vorausgesetzt, sogar zu, auch in der B-Liga oben mitzuspielen.“ / hall