Alexander Prokopenko startet durch
Und plötzlich hat es Klick gemacht
Und der 18-Jährige Stammhalter hat seine beiden Brüder spätestens seit der vergangenen Woche übertrumpft – zumindest in fußballerischer Hinsicht. Mit dem thüringischen Traditionsclub Carl-Zeiss Jena feierte er vor Wochenfrist den Sieg im Landespokal, traf bei dem 8:2-Erfolg gegen Oberligist Martinroda vor einem Millionenpublikum, weil das Spiel Teil einer Konferenz in der ARD gewesen ist. Nur drei Tage später folgte schließlich das 45-minütige Debüt in der Regionalliga Nordost. Prokopenko wäre nicht ehrlich, wenn er sich nicht selbst kneifen müsste, um das jüngst Geschehene zu realisieren. Denn die Entwicklung des hochveranlagten Außenstürmers war längst nicht immer nur ein Hoch.
So ging es für den heute 18-Jährigen in jungen Jahren zwar ganz schnell, schon mit 13 Jahren und damit im ersten Jahr der C-Junioren, versuchte er sich für eine Saison bei Eintracht Frankfurt. Doch einerseits litten unter der fast täglichen Pendelei die schulischen Leistungen und andererseits erörterten die Frankfurter ihm in einem Gespräch, dass er die geforderten körperlichen Attribute nicht in gewünschtem Maße erfüllen würde. Er hätte bleiben können, doch mit Aussicht auf einen Bankplatz entschied er sich für Viktoria Fulda. Doch dort angekommen, lief es für ihn persönlich überhaupt nicht. Als älterer Jahrgang kam Prokopenko unter Trainer Rigobert Neubauer kaum zum Zug. Für die Startelf reichte es meist nur dann, wenn arrivierte Kräfte fehlten. Sein Talent ließ er aber ausgerechnet da aufblitzen, als ein Scout von Jena Zaungast in Fulda war. Ihn überzeugte er sofort. Mit 15 also folgte der Wechsel nach Jena. Dort bezog er einen Internatsplatz und entwickelte sich weiter.
Hat der Bruder auch noch das letzte Rezept?
Nicht zuletzt half ihm die Corona-Zeit, in der er wochenlang von Bruder Roman trainiert an zwei Dingen arbeitete: Körper und Torabschluss. Sein Gewicht steigerte der 1,79 Meter große Stürmer von 58 auf 64 Kilogramm, legte vor allem an Stabilität zu. Genau zum richtigen Zeitpunkt, um im Herrenfußball auch dagegenhalten zu können. Und der Bruder lehrte ihm auch noch ein wenig mehr. „Vielleicht habe ich mich immer ein wenig zu viel auf meinem Talent ausgeruht. Ich weiß jetzt, dass ich mehr als die anderen machen muss, um mich durchzusetzen“, sagt der Gymnasiast, der ursprünglich für das A-Junioren-Team eingeplant war, nun aber zunächst einmal fix zum Regionalliga-Kader gehört.
Dass die erste Woche bei den Profis nur der Anfang sein soll, will Prokopenko trotz aller Bescheidenheit nicht verhehlen. „Ganz klar, ich würde gerne die nächsten Jahre als Fußballprofi leben wollen. Fußball ist für mich alles.“ In Jena zumindest hat der erste Eindruck Spuren hinterlassen. Nach wenigen Trainingseinheiten landete er gleich zweimal im kalten Wasser. Nun will er weiterhin seine Stärken ausspielen. Die Beidfüßigkeit, das Tempodribbling, seine Spielfreude und Übersicht. Und an seinem größten Defizit arbeiten: der Ungeduld am Platz. Aber vielleicht hat auch da der Bruder noch ein Rezept.