Unvermutetes Hochgefühl für Frankfurts Fußballerinnen

10. Dezember 2024, 15:54 Uhr

Bester Laune: Elisa Senß und Sophia Kleinherne feiern mit dem Trikot der verletzten Barbara Dunst. © IMAGO/HMB-Media

Die Herbstmeisterschaft ist für die Frauen von Eintracht Frankfurt eine echte Überraschung. Kapitänin Tanja Pawollek würde jetzt gerne in der Bundesliga länger oben bleiben.

Anfang September schien die Saison der Fußballerinnen von Eintracht Frankfurt gelaufen, bevor sie richtig angefangen hatte. In der Qualifikation zur Champions League schieden die Hessinnen gleich im ersten Spiel gegen Sporting Lissabon aus. Kritik wurde laut, und selbst der Stuhl, auf dem Trainer Niko Arnautis als dienstältester Coach der Bundesliga seit 2017 sitzt, schien zu wackeln.

Drei Monate später sieht die Welt ganz anders aus: Erstmals seit der Spielzeit 2013/14 darf sich Frankfurt wieder mit dem inoffiziellen Titel des Herbstmeisters in der Frauen-Bundesliga schmücken. Damals war es noch der 1. FFC, der seit der Fusion mit der Eintracht 2020 Geschichte ist. Nun sind die Adlerträgerinnen auf dem besten Weg, an die großen Erfolge des reinen Frauenfußballklubs anzuknüpfen.

Angeführt von Laura Freigang, die mit zehn Toren die erfolgreichste Schützin der Liga ist, stellt die SGE mit 35 Treffern die beste Offensive der Liga, mit nur fünf Gegentreffern auch die stärkste Defensive. Mit unbändigem Willen hatte sich das Team aus dem Tief nach dem Königsklassen-Aus herausgearbeitet. Man hatte damals die Ruhe bewahrt, von der Arnautis seit Jahren spricht, wenn er in schwierigen Phasen immer wieder den „Prozess“ hervorhebt, in dem sich die Mannschaft befinde.

„Wir glauben immer an uns und wollen jedes Spiel gewinnen“, erklärte Kapitänin Tanja Pawollek nach dem 3:0-Erfolg am Montagabend gegen RB Leipzig am letzten Hinrundenspieltag. Auf diese Weise hatten die Frankfurterinnen, von denen viele schon länger zusammenspielen und die ein besonderer Teamgeist verbindet, bereits in der Vergangenheit viele Duelle dominiert, oft aber Chancen liegen gelassen. Der Unterschied in diesem Jahr sei, so die Spielführerin weiter, dass man jetzt als Spitzenmannschaft, die im Großverein fast perfekte Bedingungen genießt, auch Partien gewinne, „in denen wir nicht so gut sind“. Das sei „der Schlüssel, und so wollen wir weitermachen“.

Das Selbstbewusstsein der einzelnen Akteurinnen, die Arnautis mittlerweile durch geschickte Zukäufe Rotationsmöglichkeiten auf hohem Niveau bieten, wird zusätzlich dadurch gestärkt, dass viele von ihnen in ihren Nationalmannschaften gefragt sind. Auch im Kader des Deutschen Fußball-Bundes: Unter Bundestrainer Christian Wück stellte die Eintracht bis zu acht Nationalspielerinnen - und damit den stärksten Block.

Die Spitze eng zusammen

„Es hieß immer, Wolfsburg und Bayern seien unantastbar“, sagt Pawollek. Aber nicht nur die Eintracht, auch Bayer Leverkusen, das auf dem dritten Tabellenplatz rangiert, zeigten, dass die beiden langjährigen Topteams nicht mehr allein die Liga beherrschen. Die Liga ist viel enger geworden. „Das ist das, was der deutsche Fußball braucht“, findet die Eintracht-Kapitänin.

Abheben wollen die Frankfurterinnen trotz der guten Ausgangsposition für die Rückrunde nicht. „Wir schauen von Spiel zu Spiel“, sagt die polnische Nationalspielerin vor der Auswärtspartie in Jena (Freitag 18.30 Uhr). Vor der Saison hatten einzelne Frankfurterinnen den zweiten Platz als Ziel formuliert. Von der Meisterschaft hatte der vormalige Drittplatzierte, der auch auf einen Pokalsieg spekuliert, nicht gesprochen. „Aber es ist schön da oben“, sagt Pawollek. „Und wenn wir schon mal da sind, wollen wir auch bleiben.“

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