Sorgen des SV Höf und Haid

Wenn es auf einmal ganz dicke kommt

22. September 2020, 12:58 Uhr

Höf und Haids Trainer Nicolas Lauer sind die Sorgenfalten ob der jüngsten Erlebnisse ins Gesicht geschrieben. Foto: Charlie Rolff

Beinbruch und Punktabzug: Beim Schlüchterner B-Ligisten SV Höf und Haid kommt derzeit viel Negatives zusammen.

0:1-Niederlage gegen die SG Vollmerz/Elm, 0:7-Debakel in Marjoß, Schienbeinbruch bei Angreifer Semere Debas Gerzgiher: Der SV Höf und Haid hat ein rabenschwarzes Wochenende hinter sich. Doch damit nicht genug: Da die Verantwortlichen im Spiel beim FC Niederkalbach einen Spieler ohne Legitimation eingesetzt haben, wurde der 2:0-Sieg vom Schlüchterner Kreissportgericht in eine 0:3-Niederlage umgewandelt. Der Verein wurde zudem mit einer Geldstrafe von 15 Euro bedacht.

Manfred Lauer, Obmann des SV Höf und Haid, erklärte auf Anfrage, der Verein wolle prüfen, ob er Einspruch einlegt: „Gerade wir kleinen Vereine haben so sehr zu kämpfen und wissen gar nicht, wo uns der Kopf steht wegen Corona und der Hygienevorschriften. Und dann wird man bestraft, es wird stur nach Paragraph gehandelt und von einer Bringschuld geredet. Wir haben es in der Hektik halt übersehen, ich hatte ja alles dabei. Da kann doch der Schiedsrichter auch mal einen Ton sagen“, klagt Lauer, den die Redaktion gestern vor dem Gelnhäuser Krankenhaus erreichte. Lauer hatte Semere Debas Gerzgiher versorgt, nachdem sich der Verdacht auf Schienbeinbruch bestätigte und der junge Eriträer bereits operiert worden war.

„Er hat hier keine Angehörigen, also kümmern wir uns um ihn“, sagt Lauer. Einen Vorwurf an Marjosser Seite macht der langjährige Funktionär des SV Höf und Haid nicht: „Die haben uns zwar mit Härte den Schneid abgekauft, aber ein Foul war das nicht. Beide Spieler sind zum Ball, es gab einen Pressschlag, bei dem beide voll durchgezogen haben.“ Der Krankenwagen habe den Verletzten dann nicht in Schlüchtern unterbringen können, weil dort gerade operiert wurde, also ging es nach Gelnhausen. Der SV Höf und Haid hatte Gerzigiher, der in Schlüchtern eine Ausbildung zum Altenpfleger macht, erst zum dritten Spieltag freigemacht, zuvor war der Angreifer, der schon zwei Treffer für sein neues Team erzielte, für Niederzell II am Ball gewesen.

Punkte weg

Auch der B-Ligist SV Mittelkalbach II setzte im Heimspiel gegen die SG Distelrasen II (2:2) einen Spieler ein, der sich weder durch Spieler- oder Reisepass, Personalausweis oder Führerschein ausweisen konnte. Auch in diesem Fall geht der Sieg mit 3:0 an die SG Distelrasen II, 15 Euro Geldstrafe für den Mittelkalbacher Verein eingeschlossen. Im Paragraph 31 der Strafordnung des Hessischen-Fußball-Verbandes heißt es: „Das fahrlässige Spielenlassen eines nicht spiel- oder einsatzberechtigten Spielers wird für jeden eingesetzten Spieler mit einer Geldstrafe von 15 bis 250 Euro geahndet. Bei Verbandsspielen tritt außerdem Spielverlust ein."

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22.09.2020 - 18:43 - Kalbi

Ein Vereinsvertreter macht einen Fehler, der zu einer satzungskonformen (Mindest-)Strafe (die laut der zitierten Norm zwingend (kein Ermessen) auszusprechen war) führt. Selbstkritik? Fehlanzeige! Stattdessen werden alle gängigen Rechtfertigungsfloskeln von Vereinsfunktionären in vier Sätzen zusammengetragen: Armer kleiner Verein; so große Belastungen durch Auflagen; bei Verband und Sportgericht sitzen doch eh nur Paragraphenreiter; und überhaupt ist eigentlich der Schiedsrichter schuld. Es ist eine schlichte, im Fußball aber beeindruckend häufig zu findende Form der Selbstentlastung, andere für seine Fehler verantwortlich zu machen. Und "Torgranate" lässt das unkommentiert stehen. Traurig!