Türkischer SV vor Sportgericht: Wer hat unter falschem Namen gespielt?

04. April 2024, 08:18 Uhr

Das Kreis-Sportgericht Fulda um Kurt Hohmann, den Vorsitzenden Hendrik Brönnecke und Andreas Hoffmann tagten in der Sache Türkischer SV Fulda II gegen SG Rommerz/Hauswurz II. © Ralph Kraus

Mit einem „blauen Auge“ ist der Türkische SV Fulda am Mittwoch vor dem Kreis-Sportgericht davongekommen. 200 Euro Geldstrafe, die Verfahrenskosten und fünf Heimspiele der zweiten Mannschaft unter Verbandsaufsicht sind aber letztlich finanziell auch kein Pappenstiel.

Es ging um ein Spiel der zweiten Mannschaft gegen die Reserve der SG Hauswurz/Rommerz in der C-Liga Fulda. Am 17. September letzten Jahres gewann der Türkische SV II mit 7:4. Das Problem: Es spielte ein Spieler unter falschem Namen.

Kurt Hohmann, Hendrik Brönnecke und Andreas Hoffmann hatten zu klären, was genau passiert war. Einen Tag nach dem Spiel hatte Hauswurz/Rommerz II an Klassenleiter Engelbert Hasenauer geschrieben, dass der Spieler mit der Nummer 7 beim Gegner, nicht wie im Spielbericht angegeben, Levent Bilgir war. Das bestätigte während der Verhandlung auch Zeuge Hendrik Hartung, ein Spieler von Hauswurz/Rommerz II. „Levent Bilgir kenne ich beruflich schon längere Zeit persönlich. Und der Spieler mit der Nummer 7 war nicht Bilgir, den hätte ich ja gekannt.“

Türkischer SV vor Sportgericht: Unter falschem Namen gespielt?

Das bestätigte auch Schiedsrichter Lars Hütsch vom RSV Margretenhaun, der seit 41 Jahren an der Pfeife unterwegs ist. „Würde es noch die Passkontrolle wie früher geben, dann wäre das sofort aufgefallen. Als ich dann am Montag von den Vorwürfen erfuhr und ich mir das Foto der Nummer 7 angeschaut habe, war sofort klar, dass es sich nicht um den Spieler auf dem Foto handelt. Kurzum: Ich weiß nicht wer es war, aber es war ganz sicher nicht Levent Bilgir, der da gespielt hat.“

In Verdacht geraten war mit Hüseyin Disli ein Spieler des Türkischen SV I, der auch geladen war, zunächst aber nicht zur Sitzung erschien. Erst nach einem Anruf der Vertreter des Türkischen SV bei ihm, kam Disli zur Sitzung, die dadurch mehr als eine halbe Stunde unterbrochen und nach hinten hinaus gezogen wurde. Bloß: Disli war nicht der Spieler, der an jenem 17. September 2023 die Nummer 7 trug. Das konnte er belegen, zumal ihn auch kein Zeuge identifizieren konnte.

In der Zeugenbefragung redete der sportliche Leiter des Türkischen SV, Besim Osmanovski, von einem Versehen: „Ich war an diesem Tag nicht am Platz, sondern habe den Spielbericht von zu Hause aus ausgefüllt. Ich war davon ausgegangen, dass Levent Bilgir spielen würde. Das er verhindert war, das wusste ich nicht. Auch nicht, wer die Nummer 7 letztlich an dem Tag getragen hat“, so Osmanovski. Komisch war nur, dass der Spielbericht über den Account von Trainer Ahmet Demir freigegeben wurde und nicht über den von Osmanovski.

Türkischer SV kommt mit blauen Auge vorm Sportgericht davon

Der Verdacht lag letztlich nahe, dass der Türkische SV II, dessen Erste an diesem Tag spielfrei war, schlichtweg die Zweite verstärken wollte. Mit Hermon Teklehaimanot und Berkant Oguz hatte man dies mit zwei Spielern aus dem letzten Spiel der A-Liga-Mannschaft auch getan.

Ob mit der unbekannten Nummer 7 ein dritter und damit unzulässiger Spieler der Ersten ins Team mischte, ließ sich in der Verhandlung aber nicht ermitteln. „Das ist auch letztlich der einzige Grund, dass die Strafe relativ im Rahmen ausfällt und die Spielwertung bestehen bleibt“, so Kreis-Sportrichter Hendrik Brönnecke. „Hätten wir den Spieler identifizieren können, dann hätten wir hier wahrscheinlich über Spielverbot von mindestens einem Monat gesprochen. Lassen Sie sich das eine Warnung sein“, richtete Brönnecke die Worte auch an den Vorsitzenden Adnan Aydogan. „Und eines ist gewiss: Die Gegner werden in Zukunft die Augen offen haben und genauer hinschauen. Ich persönlich kann nur sagen, dass so ein Fall nicht passiert wäre, hätten wir noch die Passkontrolle.“ Da der Türkische SV noch auf der Sitzung auf weitere Rechtsmittel verzichtete, ist das Urteil rechtskräftig.

Kommentieren