Willensstark, laufstark, spielstark: OFC gewinnt Verfolgerduell

24. November 2024, 15:30 Uhr

Marc Wachs (links) musste kurz vor Anpfiff den Daumen senken. Dafür ersetzte ihn Almin Mesanovic in der OFC-Zentrale top. © Memento36

Mit einem hochverdienten 3:1 (1:0)-Heimsieg über den Bundesliganachwuchs des SC Freiburg im Verfolgerduell der Regionalliga Südwest haben die Offenbacher Kickers ihren Status als heimstärkstes Team eindrucksvoll untermauert.

Der OFC überholte Freiburg, verbesserte sich auf Rang drei und liegt eine Woche vor dem Derby am Bornheimer Hang nur noch zwei Punkte hinter dem FSV Frankfurt zurück, der, wie in der Vorwoche die Kickers, bei dem auf Platz fünf vorgerückten TSV Steinbach Haiger verlor.

An der Berechtigung des Offenbacher Erfolges ließ auch der Verlierer keine Zweifel. Trainer Benedetto Muzzicato erklärte nach der Niederlage, seine junge und von harten Monaten im Männerfußball geschlauchte Mannschaft habe bereits in der Trainingswoche Ermüdungserscheinungen gezeigt; außerdem hätte eine ungewohnt große Kulisse sein Team ebenso beeindruckt wie der starke Gegner: „Wir waren von Anfang an nicht im Spiel. Uns haben im letzten Drittel Leichtigkeit und Überzeugung gefehlt, wir sind nicht zum Abschluss gekommen und haben uns schwergetan, Lösungen zu finden.“

Der Bieberer Berg war längst nicht so gut besucht, wie es die Bedeutung der Partie nahelegte. Nach dem so unglücklichen wie enttäuschenden 0:1 in Haiger lautete die offizielle Zuschauerzahl bei nasskaltem Novemberwetter 5089. Wer Sofa oder Weihnachtsmarkt vorzog, verpasste ein Klassespiel der Kickers, die eine Systemumstellung auf Dreierkette vorzüglich umsetzten und auch den Ausfall von Marc Wachs ohne Substanzverlust kompensierten. Der Kapitän hatte sich noch beim Aufwärmen versucht, fiel dann aber doch mit Rückenbeschwerden aus und wurde – wie schon beim Heimsieg über die Stuttgarter Kickers – im Mittelfeld von Eigengewächs Almin Mesanovic (20) tadellos vertreten. 

Um einen Platz für den nach einer Viruserkrankung ins Team drängenden Noel Knothe zu finden, ohne dabei auf den formstarken Jayson Breitenbach zu verzichten, und um den Vorwärtsdrang des Gegners einzudämmen, bot Kickers-Coach Christian Neidhart in einem 3-5-2 Knothe neben Breitenbach und Alexander Sorge als dritten Verteidiger auf; auf den Außenbahnen rückten Vincent Moreno rechts und Kristjan Arh Cesen links nach vorne, was hüben wie drüben die Durchschlagskraft auf den Flügeln erhöhte. In der Doppelspitze durfte anstelle von Valdrin Mustafa diesmal Dimitrij Nazarov neben Ron Berlinksi ran.

Mannschaft und Fans kamen schnell auf Betriebstemperatur. Nach sieben Minuten hatte Publikumsliebling Berlinski bereits dreimal mit dem Schiedsrichter im Clinch gelegen und damit eine Stimmung angeheizt, die nicht mehr abflaute. Herrlich das bereits zu diesem frühen Zeitpunkt verdiente Führungstor: Der kurz vor der Mittellinie postierte Sorge köpfte einen Freiburger Abschlag ins Zentrum, Daniel Dejanovic störte, Mesanovic setzte Nazarov ein, dessen Klassevorlage Berlinski mit einem Heber über den Keeper veredelte (11.).

Mit unzähligen Balleroberungen, laufintensivem Gegenpressing, großer Leidenschaft und selten flinkem Umschaltspiel setzte der OFC bis zum Schlusspfiff einer Freiburger Mannschaft zu, die außer ein paar gefährlichen Diagonalbällen zu Beginn und einer Drangperiode Mitte der zweiten Hälfte nicht viel zustande brachte. Und in der turbulenten Schlussphase stachen auch endlich wieder die Joker: Arh Cesen wurschtelte sich auf dem linken Flügel willensstark durch, flankte, und der eingewechselte Onur Ünlücifci traf mit einem Flachschuss zum 2:0 (84.). Kaum sechzig Sekunden später schaufelte der eingewechselte Jan Urbich den Ball in den Lauf des eingewechselten Mustafa, der den Torwart umkurvte, in die Mitte zog und den Ball unter die Latte knallte (85.). Herrlich auch der Ehrentreffer: Yann Sturm feuerte einen 22-Meter-Freistoß in den Winkel (89.).

Ein Ärgernis für die Offenbacher blieb bis zum Schluss der Saarländer Tobias Ewerhardy, 2022 „Deutschlands Nachwuchs-Schiedsrichter des Jahres“, der es nach etlichen umstrittenen Entscheidungen tief in der Nachspielzeit bei einer Gelben Karte beließ, nachdem Freiburgs Keeper Jantunen, weit jenseits des Strafraums und ohne Chance, den Ball spielen zu können, wie eine Abrissbirne Urbich umrammte.

 

Die Statistik OFC: Brinkies; Sorge, Breitenbach, Knothe – Arh Cesen, Mesanovic (86. Korb), Dejanovic, Barry (77. Barry), Moreno – Berlinski (68. Urbich), Nazarov (77. Ünlücifci). Zuschauer: 5100.  Tore: 1:0 Ron Berlinksi (11.), 2:0 Onur Ünlücifci (84.), 3:0 Valdrin Mustafa (85.), 3:1 Yann Sturm (88.).

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