Zusammen gewachsen
Die voraussichtlich nicht allzu hohe Hürde Werder Bremen müssen die Bundesliga-Fußballerinnen von Eintracht Frankfurt bei ihrem Heimspiel an diesem Samstag (12 Uhr) im Stadion am Brentanobad noch erfolgreich nehmen. Doch am Horizont grüßt schon die Spitzenpartie.
Nach der Länderspielpause, die am Montag beginnt und die allein acht Frankfurterinnen bei der deutschen Nationalmannschaft verbringen, wartet am 4. November die Auswärtsbegegnung bei Bayern München, und wenn alles läuft, wie man es erwarten darf, fährt dann der Tabellenerste zum zweitplatzierten Meister.
Anfang September hatte wenig auf eine solche Konstellation hingedeutet, auch wenn der vormalige Tabellendritte sich schon da gierig darauf zeigte, diesmal weiter oben anzugreifen. Doch die Eintracht scheiterte mit einer mäßigen Leistung gleich im ersten Spiel der Champions-League-Qualifikation an Sporting Lissabon, und das Unentschieden bei Bayer Leverkusen am zweiten Liga-Spieltag stärkte die Annahme, es könne für die Hessinnen weitergehen wie bisher: Sie dominieren viele Gegner, ohne dass sie konsequent ihre Chancen verwerten.
Trainer Niko Arnautis, dessen Stuhl nach dem frühen Aus auf europäischer Ebene kräftig zu wackeln schien, zog als Begründung für den enttäuschenden Start die schwierige Vorbereitung heran, in der das Kernteam wegen der Olympischen Spiele in Paris spät zusammenkam, und wies auf die andauernde Entwicklung seiner Formation hin.
In der aktuellen Situation sieht der dienstälteste Bundesligacoach eine Bestätigung, „dass unser Weg der richtige ist“, wie er sagt. Neben 16 Punkten aus sechs Spielen weist die bislang ungeschlagene Eintracht auch ein beeindruckendes Torverhältnis von 22:3 auf. Laura Freigang, die mit sieben Treffern die Liga-Liste der Torjägerinnen anführt, steht auch persönlich für dieses Hoch. „Es gab Phasen, da habe ich nicht getroffen und habe trotzdem nicht schlecht gespielt“, sagt die 26-Jährige. Aber gerade laufe es einfach.
„Es fühlt sich so an, als ob wir gerade den Reifeprozess durchleben, den wir uns in den vergangenen Jahren immer gewünscht haben“, sagt die Stürmerin. Die Mannschaft sei stets eine mit viel Potenzial gewesen, „aber wir haben es oft nicht geschafft, stabil zu sein, wenn es darauf ankam“. So auch auf Island, beim für den Königsklassenverbleib entscheidenden Miniturnier. „Danach haben wir uns zusammengerauft“ und beschlossen, den Fokus auf den möglichen Erfolg in den beiden noch verbleibenden Wettbewerben zu richten.
Genau diesen Umgang mit einem Tief deutet Arnautis als weiteres Zeichen des Erwachsenseins. Im Fußball könne alles passieren, aber „am nächsten Tag musst du aufstehen und damit weitermachen, Fußball mit dem Kopf und mit dem Herzen zu spielen“.
Dass ein Großteil des Teams schon länger zusammen kämpft, kam der Eintracht bei der geplanten Trotzreaktion entgegen. „Wir finden immer besser in unseren eigenen Spielstil“, sagt Freigang. Der, mit Leidenschaft und hohem Pressing versehen, mache den Zuschauern schon länger Spaß. „Aber früher waren wir oft nicht effektiv.“
Auch dass Arnautis damit begonnen hat, etwas zeitiger und öfter zu wechseln, kommt den Auftritten zugute. Offenbar könnte er das auch nach Meinung der Spielerinnen noch forcieren. „Egal, wer auf dem Platz steht“, sagt Freigang, das Spiel der Eintracht funktioniere. „Ich bin stolz“, sagt Freigang. Auch darauf, dass die Mannschaft „immer kompletter werde“.
Doch bei allem Lob für die Leistung der Frankfurterinnen betont die Co-Kapitänin: „Wir müssen das auch eine Saison lang durchhalten.“
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