Sollten Frauen Eintritt Zahlen?

Zweikampf der Woche

15. Mai 2021, 12:57 Uhr

Sollten Frauen Eintritt zahlen? Johannes Götze (rechts) sagt ja, Michel Ickler nein. Foto: Torgranate

Ist die Preisgestaltung auf unseren Sportplätzen noch Zeitgemäß? Unsere Redakteure Johannes Götze und Michel Ickler debattieren im Zweikampf der Woche, ob weibliche Fans in Zukunft zur Kasse gebeten werden sollen.

Dass weibliche Zuschauer keinen Eintritt zahlen, ist ein Relikt vergangener Tage. Der Frauenanteil bewegte sich unter zwei Prozent. Frauen waren keinesfalls unerwünscht. Sie hatten schlichtweg keine Zeit. Sie waren mit Hausarbeit und der Kindererziehung beschäftigt. An den Sportplatz gingen nur die Männer. Eine andere Zeit eben. Doch als Relikt aus dieser Zeit hat sich in den unteren Amateurklassen eine Gepflogenheit erhalten: Der Eintritt kostet für Frauen weniger bis gar nichts.

Johannes Götze: Gleichberechtigung – auch am Sportplatz

Liebe Sportfreund*innen. Nein, die FZ hat nicht urplötzlich das Gendern, und somit das geschlechtsgerechte Formulieren, eingeführt. Ich kann sagen: Gut so! Denn das liest sich schrecklich – ganz gleich der Tatsache, dass Gleichberechtigung ein wichtiges Thema ist. In Unternehmen gibt es kaum Frauen in Vorständen. Noch immer stellt sich zu oft die Frage: Kind oder Karriere? Oder aber: erst Karriere und dann mit viel Glück noch ein spätes Kind? Das ist keine Gleichberechtigung. Aber dass Frauen hinter den Herd gehören und sich ausschließlich um die Kindererziehung zu kümmern haben, ist glücklicherweise Geschichte.

Doch genau aus diesen Zeiten stammt diese antiquierte Reglung, dass Frauen beim Fußball keinen Eintritt zahlen. Zumindest nicht in der Kreisklasse. Weg damit. Die Vereine haben jeden Cent nötig, die Frauen sicherlich nichts dagegen, drei Euro für ein Kreisoberliga-Spiel zu berappen. Und es geht nicht darum, dass Spielerfrauen zahlen sollen. Die zahlen bei Hessenliga-Heimspielen ebenfalls nicht. Da halten Vereine Freikarten für die Partnerinnen vor und geben oft gar vergünstigte Dauerkarten für Vater, Schwester oder Mutter heraus. Sie sind flexibel. Und doch kassieren sie genügend Frauen ab. Die, die wegen des Spiels kommen. Weil sie Fußball mögen. Aber natürlich auch die, die wegen der guten Gesellschaft kommen. Weil Freunde hingehen. Und das macht mancher Mann nicht anders. Da soll es welche geben, die 90 Minuten am Bierstand stehen. Und auch die zahlen Eintritt. Aus für sie guten Gründen.

Michel Ickler: Je mehr, desto besser

Hand aufs Herz: Wie viele Frauen kommen Woche für Woche aus voller Überzeugung an den Sportplatz, um ihr Team anzufeuern? Vielleicht zehn! Vielmehr sind die weiblichen Fans doch Frauen oder Freundinnen von Spielern. Zusammen mit den anderen Spielerfrauen treffen sie sich und feuern ihre Männer an. Nicht selten geben sie auch Kommentare ab – getrieben von der Zuneigung zu ihren fußballspielenden Partnern. Genau das wünschen wir uns am Sportplatz. Viele Zuschauer, gute Stimmung und das Konsumieren von Bier, Würstchen, Kaffee und Kuchen. Doch was, wenn Frauen ab sofort bis zu vier Euro pro Spiel zahlen? Die weibliche Zuschauerzahl wird sich halbieren. Ganz sicher! Denn treffen können sich die Freundinnen auch – parallel zum Spiel – in den eigenen vier Wänden.

Beschriebenes Szenario käme einem Eigentor für Vereine gleich. Schließlich sind Frauen ein Gewinn für die hiesigen Clubs. Als Zuschauer geben sie Geld für Kaffee, Kuchen, Bier und Würstchen aus. Kein Betrag am Kassiererhäuschen könnte die fehlenden Einnahmen wett machen. Zudem sind Spielerfrauen und sich engagierende Frauen ein wichtiger Bestandteil ehrenamtlicher Helfer. Wer backt den Kuchen, kocht Kaffee oder wäscht – primär im Jugendbereich – die Trikots? Dass Frauen keinen Eintritt zahlen müssen hat nichts mit fehlender Gleichberechtigung zu tun. Es ist ein erfolgreiches System, so viele Zuschauer wie möglich an den Sportplatz zu locken. Denn im Interesse aller gilt eines: Je mehr, desto besser – auch mit Blick auf die Einnahmen.

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