Rainer Schramme tritt in Willingen zurück und will nie mehr Trainer sein

25. Mai 2023, 19:50 Uhr

Beim SC Willingen gab es unter der Woche den zweiten Trainerwechsel. © Charlie Rolff

Rainer Schramme ist nicht mehr Trainer des SC Willingen. Am Montagabend warf der 51-Jährige beim abstiegsgefährdeten Fußball-Verbandsligisten hin – zwei Spiele vor dem Ende der Saison.

Auf die Partien in Hünfeld am Sonntag und gegen die SG Kleinalmerode am 3. Juni im Uplandstadion wird Uli Rehbein, der sich den Trainerjob seit dem Rücktritt von Dardan Kodra im November mit Schramme geteilt hatte, die Mannschaft unterstützt vom Sportlichen Leiter Mario Emde vorbereiten. Gemeinsam coachen wollen die beiden ebenfalls. Dafür habe auch der Mannschaftsrat plädiert, sagte Emde.

Schramme hätte mit Ende dieser Spielzeit ohnehin seinen Abschied vom SCW vollzogen. Zu den konkreten Gründen, warum er sofort aufgehört hat und nicht in zwei Wochen, sagte er lediglich, es habe nach dem 1:1 am vergangenen Samstag gegen den TSV Wabern eine „dynamische Entwicklung“ gegeben. Sie habe ihn „dermaßen enttäuscht“, und er habe mit ihr „nicht mitgehen“ können.

Natürlich sei der Zeitpunkt „mehr als unglücklich“ und er wisse, dass sein Rücktritt auch kritisch gesehen werde. Aber die Entscheidung habe er für sich persönlich genau so treffen müssen. „Es ist schon bitter, ich hätte mir auch ein anderes Ende gewünscht.“ Ins Detail gehen wollte der Berndorfer nicht. „Das sind Interna, die sind im Nachgang in der Kabine besprochen worden und die sollen in der Kabine bleiben“, betonte er.

Schramme: Meine Ideale finde ich im Fußball nicht mehr wieder

Tatsächlich nimmt Schramme Abschied nicht nur vom SCW, sondern vom Trainersein an sich, wie er sagt – nach insgesamt 17 Jahren, in denen er beim TSV Berndorf, beim TSV/FC Korbach und zuletzt im Upland Spieler geschult und gecoacht hat. Seine aktiven Jahre verbrachte Schramme im Alter zwischen 18 und 28 an der Hauer in der Hansestadt, die folgenden sechs Jahre spielte er für den SCW, hier wie da immer mindestens Gruppenliga.

Für ihn schließe sich ein Kreis, sagte er. Denn die Entscheidung, die Bank hinter zu lassen, ist für ihn eine zutiefst grundsätzliche. Er habe festgestellt, dass er im gegenwärtigen Fußball „die Werte, die ich in mir trage, die Ideale und Überzeugungen einfach nicht mehr wiederfinde“.

Als Beispiel nannte Schramme die fehlende Verbindlichkeit. „Ich habe immer mein privates Leben um den Fußball herum organisiert: dass ich zu den Spielen konnte, dass ich zum Training konnte.“ Heute verliere der Fußball für viele Spieler jedoch an Bedeutung, Selbst in der Verbandsliga, „von der man meint, es muss sportlich ambitioniert zur Sache gehen“.

Auch der SC Willingen ist keine Ausnahme mehr

Auch an dem „kleinen gallischen Dorf Willingen, das wir immer so gerne gewesen sind, ist diese Entwicklung leider nicht vorbeigegangen“. Schramme verwies etwa auf die mangelnde Trainingsbeteiligung beim SCW, die während der Saison immer ein Faktor gewesen sei. Dabei seien sich Rehbein und er, als sie mit dem Start der Wintervorbereitung den Job von Kodra übernommen hätten, mit der Mannschaft einig gewesen: Um das Ziel Klassenerhalt zu erreichen, seien viel mehr Engagement und deutlich bessere Trainingsbeteiligung erforderlich. „Das mit der Trainingsbeteiligung hat ganze zwei Wochen gehalten.“

Klar, dass der SCW um das Bleiben in der Liga kämpft, ist auch zahlreichen Verletzungen geschuldet. Schramme sagte aber, sie als Verantwortliche hätten bei der Mannschaft die letze Überzeugung, „alles für den Klassenerhalt zu investieren und manches Private hinten an zustellen, nicht wahrgenommen“.

Ausdrücklich will Schramme seinen Rücktritt nicht als Signal ans Team gedeutet wissen, noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren. Dennoch betonte er, er hege keinen großen Groll. „Und ich drücke der Mannschaft alle Daumen, dass sie den Klassenerhalt schafft.“

Während Spielführer Jan-Henrik Vogel auf Anfrage erklärte, er werde sich nicht zu Schrammes Rücktritt äußern, zeigte Mario Emde Verständnis für die Entscheidung des 51-Jährigen. „Ich bedauere sie sehr, kann seine Beweggründe aber nachvollziehen“, sagte der Sportliche Leiter. Es nützte aber alles nichts, so Emde. „Jetzt müssen wir versuchen, aus zwei Spielen sechs Punkte zu holen. Dann halten wir sicher die Klasse.“

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