Applaus und Kritik nach Spielabbruch

17. Juli 2023, 18:09 Uhr

Eine klare Botschaft, die nicht nur an allen Sportplätzen gilt. © Charlie Rolff

Eine Spielgemeinschaft sichert sich erstmals in ihrer Geschichte den Fußball-Stadtpokal in Hünfeld – und kaum einer spricht darüber. Denn das Finale musste nach mutmaßlich rassistischen Äußerungen eines Zuschauers abgebrochen werden.

Eine gute Stunde war gespielt, als sich Mohamed Ali von der SG Dammersbach/Nüst/Gaalbern bei einer Einwurfsituation von einem Anhänger der SG Praforst rassistisch beleidigt sa h. „Unser Spieler war sehr geknickt, ihm ging die Situation sehr nahe. Das tut mir richtig leid für ihn, weil er einen tollen Charakter hat“, bedauert Stefan Schmitt, Abteilungsleiter der SG Dammersbach/Nüst. Welche Worte genau gefallen waren, konnte Schmitt nicht sagen, da er auf der anderen Spielfeldseite stand. Schiedsrichter Elias Appel (JFV Burghaun-Haunetal) habe die Äußerungen laut Schmitt jedoch vernommen und im Spielbericht vermerkt.

Rassismus-Vorfall: Applaus und Kritik nach Spielabbruch

„Du hast dann zwei Möglichkeiten. Natürlich kann man weiterspielen. Aber unsere Mannschaft hat sich entschieden, das Spiel abzubrechen, um hinter ihrem Spieler zu stehen“, erklärt Schmitt, der sagt, dass sich Ali bereits in der Vergangenheit einiges auf dem Sportplatz anhören musste. „Die Situation ist sehr schade, wir hatten uns den Sonntag alle anders vorgestellt. Nach unserer Entscheidung gab es Leute, die applaudiert haben. Aber es gab auch Stimmen, die gesagt haben, dass man dann ja jede Woche ein Spiel abbrechen müsste. Fakt ist, dass man sich nicht alles bieten lassen muss“, unterstreicht Schmitt.

Sebastian Trapp aus dem Führungsteam der SG Praforst bekam von den Äußerungen ebenfalls nichts mit, da er als Auswechselspieler auf der Bank saß. „Es war für uns aber schon überraschend, dass das Spiel abgebrochen wurde – zumal die gegnerische Mannschaft nicht allzu lange zusammen stand und miteinander gesprochen hat. Der Zuschauer wollte sich wohl sofort entschuldigen, aber der betroffene Spieler war sehr aufgelöst“, berichtet Trapp, der sich von jeglichen Rassismusvorwürfen gegen seinen Verein klar distanziert. „Wir haben selbst einige Spieler mit Migrationshintergrund. Da gab es nie Probleme. Auf einen Zwischenruf eines Zuschauers haben wir leider keinen Einfluss.“

Wie man mit dem Vorfall umgehen wird, wollen die Verantwortlichen in Kürze beraten. Schmitt wolle jedenfalls keine Schlammschlacht zwischen den Vereinen auslösen, und auch Trapp betont: „Natürlich geht es in solchen Derbys hoch her, aber es herrscht keine Feindschaft. Es ist extremst bitter, dass das Sportliche nach so einem Vorfall in den Hintergrund rückt. Zumal es das erste Mal war, dass wir als SG Praforst Stadtmeister wurden.“

Reaktion von Hünfelds Bürgermeister Benjamin Tschesnok „Jegliche Form von Rassismus, Diskriminierung und Beleidigung hat auf den Hünfelder Sportplätzen keinerlei Platz. Von daher hat es mich sehr getroffen, als ich vom Vorfall beim Turnier um den Stadtpokal erfahren habe“, erklärt Hünfelds Bürgermeister Benjamin Tschesnok (CDU), unter dessen Schirmherrschaft das Turnier stand. „Die Stadt Hünfeld steht ein für ein tolerantes Miteinander – natürlich im Sport, aber auch in allen anderen Lebensbereichen. Dass es zu dem Zwischenfall und am Ende zum Spielabbruch kam, ist alles andere als schön. Positiv ist allerdings, dass sich die Gemüter schnell beruhigt haben und beide Mannschaften das Turnier am Rudolphshaner Sportplatz gemeinsam haben ausklingen lassen.“