SV Reichensachsen kommt nach dem Ligarückzug nicht zur Ruhe

08. September 2023, 12:04 Uhr

Beim SV Reichensachsen herrscht auch eine Woche nach dem Rückzug noch Unruhe. © Verein

Das Transferroulette hat sich vermutlich im Werra-Meißner-Kreis selten so schnell gedreht, wie zum Ende dieser Wechselperoide. Auslöser dafür war die Nachricht, dass der SV Reichensachsen am Mittwochnachmittag bekannt gegeben hat, seine Mannschaft aus der Verbandsliga zurückzuziehen.

Man habe keinen ligatauglichen Kader mehr aufstellen können, hieß es in einer Pressemitteilung des SVR. Klar ist, dass der Großteil der Spieler den Verein bereits verlassen hat. Am gestrigen Freitag hat sich das Transferfenster geschlossen, der Zeitraum, in dem die Spieler die Vereine wechseln können. Sicher ist bisher aber nur, dass Jakub Swinarski, Jerome Kirschner und Jan Kaufmann nach Weidenhausen und Nachwuchsspieler Simon Hanning zum VfL Wanfried gewechselt ist. Über den Rest des Kaders wird wild spekuliert und bei vielen Vereinsfunktionären liefen die Telefone heiß.

SVR-Abteilungsleiter Harald Zaremba gab an, dass Torwart Sascha Eisenhut und Rechtsaußen Mick Vogelsang dem SVR sicher weiter zur Verfügung stehen, wie hna.de berichtet . Alle anderen Spieler seien „1000 Prozent willkommen zu bleiben“. Theoretisch dürfte der SVR als Absteiger aus der Verbandsliga in der Saison 2024/25 in der Gruppenliga starten. Momentan dürfte es schwierig werden überhaupt eine Mannschaft zusammenzukriegen.

SV 07 Eschwege als Vorbild

Zaremba gibt sich optimistisch: „Auch wenn wir Kreisliga spielen, wir werden uns wieder hocharbeiten. Und dieses Mal setzen wir auf Spieler aus den eigenen Reihen. Wir nehmen Eschwege als Vorbild, dass man es von unten wieder nach oben schafft.“ Man wolle sich in Zukunft aus den eigenen Reihen, schließlich habe der SVR als einer der wenigen Vereine im Kreis eine A-Jugend und mit 25 Spielern eine stabile Zweitmannschaft in der Kreisliga A.

Zu dem genannten Vorbild: Die SV 07 Eschwege hatte im Sommer 2019 von der Verbandsliga zurückziehen müssen und lief letztendlich in der Kreisliga C auf. Auch dort wurde nach einem Schuldigen gesucht. Der SVR scheint einen gefunden zu haben, in der offiziellen Pressemitteilung hieß es: „Gründe hierfür (Anm. Red. den Rückzug) waren der zu geringe Kader, der durch Trainer Klajnszmit geplant wurde.“ Harald Zaremba sagte gestern: „Wir wollen nicht nachtreten.“ Man wolle in Zukunft wieder einen Kaffee zusammen trinken.

Trainer weist Schuldzuweisungen zurück

Darauf legt Rafal Klajnszmit gerade keinen gesteigerten Wert. „Ich ziehe mich als Trainer nicht von der Verantwortung zurück, aber der Vorstand kann nicht behaupten, er habe von nichts gewusst, das ist feige und inkompetent“, sagt Klajnszmit zu den Vorwürfen in der Pressemitteilung. „Das erinnert mich an Pinocchio.“ Er selbst hänge in der Luft, man habe ihm noch nicht mitgeteilt, was mit ihm passieren soll. Im Verein rumore es.

Tatsächlich ist es so, dass sich beim SVR gerade viel bewegt, in welche Richtung ist noch nicht klar. Kassierer Marcus Apel ist zurückgetreten, und auch der stellvertretende Fußball-Abteilungsleiter Stefan Geißler hat sich von der Position zurückgezogen, stehe dem Verein aber noch zur Verfügung, bestätigt Harald Zaremba. Er sei bereits in Gesprächen, um die vakanten Posten schnellstens wieder zu besetzen.

Wie das Transferroulette letztlich entschieden hat, wird sich in den kommenden Wochen auch auf den Sportplätzen zeigen. Fakt ist, dass ein Wechsel auch immer eine Geldfrage ist. Denn wenn sich ein Spieler nicht bis spätestens zum 30. Juni abgemeldet hat, kann er nur wechseln, wenn er einen Amateurvertrag unterschreibt. Den können sich vermutlich nicht alle Vereine des Fußballkreises leisten. Laut DFB-Spielordnung muss ein Vertragsspieler mindestens 250 Euro bekommen. Es handelt sich um eine geringfügige Beschäftigung, zahlt der Verein auch 50 Prozent Sozialversicherungsbeiträge.

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