Baller League Gift für Amateurfußball? Hessenligist stellt Spieler vor die Wahl

29. Februar 2024, 06:36 Uhr

In der Baller League stehen Ex-Profis und Amateure gemeinsam auf dem Platz. © dpa/Rolf Vennenbernd

Die Baller League muss sich mit heftiger Kritik aus dem Amateurfußball auseinandersetzen. Auch von den drei betroffenen Hessenligisten ist nicht jeder glücklich.

Bis zu sechs Spieler der Endenicher Stammelf waren am Montagabend in der Baller League im Einsatz. „Die Kabine ist vergiftet“, sagt Markus Köppe, Sportdirektor von Fünftligist FV Bonn-Endenich gegenüber dem SID: „Einer der Jungs konnte mir am Donnerstag nicht sagen, gegen wen wir am Wochenende spielen.“ Auch wegen der Verletzungsgefahr stellte Köppe seine Spieler vor die Wahl – entweder Baller League in Köln oder Endenich. „Bis auf einen haben alle gesagt, dass sie jetzt bei der Baller League spielen. Da ist in mir etwas zerbrochen“, sagt er. Also trennte sich der Klub von den fünf Spielern.

Baller League Gift für Amateurfußball? Verein aus Hessenliga sauer

Die Kritik des Vereins aus Bonn kann Metehan Karadavut, Sportlicher Leiter von Türk Gücü Friedberg , verstehen. Der Hessenligist hat mit Winterneuzugang Felix Metzler einen Spieler bei der Baller League. Sollten mehr Akteure auf Karadavut zukommen, würde auch er dem Ganzen einen Riegel vorschieben: „Felix hat mit uns offen und ehrlich darüber gesprochen und wir wollten ihm da keine Steine in den Weg legen. Bei drei oder vier Spielern wird es dann aber schon schwer“, sagt Karadavut. Auch vom FC Bayern Alzenau, Tabellenführer der Hessenliga, sind zwei Spieler bei der Baller League, die jedoch aktuell auf wenig Einsatzzeiten kommen und so, wie Trainer Angelo Barletta sagt, dort Spielpraxis sammeln können.

Weniger begeistert ist dagegen Viktoria Griesheim . Der Hessenligist, der beim 4:1-Erfolg über den 1. FC Erlensee vor anderthalb Wochen einen wichtigen Sieg im Abstiegskampf feierte , trainiert in der Regel montags. Stürmer Luki Matondo, der für Eintracht Spandau in der Baller League aufläuft und mit zehn Treffern bester Torschütze der Griesheimer ist, fällt dann aus. „Die Baller League soll keinen Einfluss auf seine sportliche Leistung haben. Bei unserem Trainer war er zuletzt aber nicht mehr Stammspieler, sondern auf der Bank. Das ist dann auch ein Zeichen“, sagt Abteilungsleiter Mario Happel, der Matondos Aussagen, er hätte für die Baller League die Zustimmung des Vereins, dementiert: „Das wurde nicht kommuniziert und darüber sind wir nicht begeistert“, betont Happel.

Baller League wehrt sich gegen Vorwürfe: Konzept geht auf

Die Viktoria hat das Gespräch mit Matondo und dessen Berater bereits gesucht. „Wir haben ihm mitgeteilt, was wir davon halten. Was er daraus macht, werden wir dann sehen“, sagt Happel. Klarheit wird er am kommenden Montag haben, wenn Griesheim nach der Partie am Samstag wieder trainiert, gleichzeitig aber auch der siebte Spieltag in der Baller League ansteht. „Wir stellen uns die Frage, was die Baller League Viktoria Griesheim bringt. Es bringt uns nichts, im Gegenteil. Wir haben einen Spieler, der nicht völlig fit ist“, betont Happel. Matondo antwortete auf die Aufruhr mit einem Doppelpack nach Einwechslung gegen Erlensee. An der Haltung des Vereins änderte das allerdings wenig.

Auch die Verantwortlichen der Baller League haben die Kritik aus dem Amateurfußball mitbekommen. Gegenüber dem SID sagt Gründer Felix Starck: „Die Baller League hat immer gesagt, dass wir gerne zu den Vereinen koexistieren.“ Es brodeln viele Konflikte, doch das Konzept Baller League geht auf. Im Online-Stream auf Twitch schauen bis zu 900.000 Menschen zu, die sich für die Kleinfeldliga mit Sonderregeln begeistern. Von den Amateurvereinen wird das ganze kritisch beäugt - und führt gar dazu, dass Spieler rausgeworfen werden.