Weniger Gelb-Rot in der Gruppenliga

Das Positive überwiegt beim Thema Zeitstrafe

08. April 2022, 18:07 Uhr

Seit Sommer mussten sich Schiedsrichter Sebastian Betz und Kollegen an die Zeitstrafe gewöhnen. Foto: Jonas Wenzel

Seit dieser Saison ist die Zeitstrafe in den Kreisoberligen und Kreisligen wieder im Einsatz. Nach der Hinrunde ziehen wir ein kleines Zwischenfazit: Hat sich die Wiedereinführung bereits ausgezahlt? Wie ist das Stimmungsbild aktuell?

Im Sommer startete das Pilotprojekt in Hessen, Kreisoberliga- und Kreisliga-Spieler mussten sich fortan umstellen. Anstatt die zweite gelbe Karte zu sehen und damit vom Platz zu müssen, würden Schiedsrichter die Zeitstrafe anwenden. Nach zehn Minuten darf der Spieler wieder zurück auf den Platz. Folgt ein weiteres strafwürdiges Vergehen, sieht er die Rote Karte und wird ein Spiel gesperrt - je nach Vergehen.

Mit am meisten erwischt hat es Süd-Kreisoberligist SV Mittelkalbach. Gleich sechsmal wurden Spieler mit zehn Minuten des Feldes verwiesen - gemeinsam mit dem RSV Margretenhaun Spitzenreiter der Region in dieser Kategorie. Bei der 1:4-Niederlage gegen Magdlos wurde die Zeitstrafe sogar dreimal in einem Spiel ausgesprochen. "Ich habe das Gefühl, dass die Zeitstrafe eher gezückt wird, als eine Gelb-Rote Karte. Ich weiß noch nicht so recht, was ich davon halten soll", sagt SVM-Trainer Dennis Leinweber.

In den Fußballkreisen war ein Zwischenfazit bereits Thema. So bat der Hessische Fußball-Verband um ein Stimmungsbild. Der Fußballkreis Fulda schrieb 130 Schiedsrichter, die entsprechende Qualifikationen ausweisen, an, bekam 76 Rückmeldungen. "Die Meinungen gehen auseinander", verrät Kreisschiedsrichterobmann Hans-Dieter Köhler. Als Problem stellte sich die Überwachung der Zeitstrafen und die unterschiedliche Handhabung heraus. Gerade für Unparteiische, die zwischen Gruppenliga, Kreisoberliga und Frauen-Spielen pendeln, sei es kompliziert, sich immer wieder umzustellen.

Erfreulich dagegen sei, dass die Zeitstrafe ein positives Element für Grenzsituationen darstelle. Außerdem hoben die befragten Schiedsrichter den Lerneffekt bei Spielern hervor, die eigenen Emotionen zu kontrollieren. "Das Positive überwiegt aus meiner Sicht. Wenn die Contra-Liste ausgearbeitet und angepackt wird, sind schon viele Probleme gelöst", sagt Köhler, der in der bisherigen Saison nicht den Eindruck hatte, Schiedsrichter würden schneller zur Zeitstrafe als zur Gelb-Roten Karte greifen, was Leinweber vermutete.

Ein-Spiel-Sperre hat sich bewährt

Im Zuge der Wiedereinführung der Zeitstrafe wurde festgelegt, dass Gelb-Rote-Karten in der Gruppenliga zu einer Sperre führen. Das war in den vorherigen Spielzeiten noch anders, da durfte der Spieler im darauffolgenden Spiel wieder auflaufen. Der Vergleich zeigt, dass die Gruppenliga-Akteure nun zurückhaltender sind. Gerade einmal in jedem sechsten Spiel wird die Gelb-Rote Karte gezeigt. Das war in den vorherigen Jahren noch anders:

Gruppenliga 2017/18: 210 Spiele, 51 Gelb-Rot = jedes 4. Spiel
Gruppenliga 2018/19: 240 Spiele, 58 Gelb-Rot = jedes 4. Spiel
Gruppenliga 2019/20: 140 Spiele, 49 Gelb-Rot = weniger als jedes 3. Spiel
Gruppenliga 2020/21: 103 Spiele, 39 Gelb-Rot = weniger als jedes 3. Spiel
Gruppenliga 2021/22: 163 Spiele, 27 Gelb-Rot = jedes 6. Spiel

Die Ein-Spiel-Sperre hat also einen positiven Effekt, wie Köhler herausstellt: "Die Spieler denken da schon drüber nach. Das tut weh, ein Spiel von draußen zuzusehen. Die Sperre hat eine disziplinarische Wirkung."