Siegerpokal darf nicht mit nach Huttengrund

05. Februar 2024, 06:50 Uhr

Das Team der SG Huttengrund aus der Kreisoberliga Süd rund um Coach Volker Jöckel hat sich den Futsal-Hessenpokal gesichert. © Verein

Sie kamen als Kanonenfutter und gingen als Hessenmeister: Kreisoberligist SG Huttengrund hat sich in einem illustren Feld von ausgewiesenen Hallenspezialisten durchgesetzt und den Futsal-Hessenpokal gewonnen.

In seinem Urlaubsdomizil auf der beschaulichen spanischen Mittelmeerinsel Menorca kam der per WhatsApp auf dem Laufenden gehaltene Huttengrunder Trainer Erich Dietz am Samstagnachmittag aus dem Staunen nicht mehr heraus: „Ich muss echt gestehen, dass ich sehr verwundert bin. Wir haben zwar gute Kicker, aber das hätte ich nicht für möglich gehalten. Eigentlich wollten wir das nur mal als Abwechslung, als Showtermin mitnehmen. Wir haben uns nicht einmal speziell vorbereitet, sondern nur ein paarmal in unserer kleinen Huttengrundhalle geübt. Dass wir jetzt den Hessenpokal gewonnen haben, ist sensationell. Weltklasse!“

In der neuen und hervorragende Bedingungen bietenden Sporthalle des Gymnasiums in Frankfurt-Riedberg betreute Volker Jöckel das Team. Auch der Spielausschussvorsitzende war einigermaßen aus dem Häuschen und führte den unbedingten Siegeswillen seiner Schützlinge als den entscheidenden Grund für den im Vorfeld nicht für möglich gehaltenen Erfolg an: „Die Jungs hatten wirklich Bock drauf. Sie haben von Anfang an Gas gegeben und das bis zum Ende durchgezogen. Wir haben auch richtig feinen Fußball gespielt, super kombiniert und waren in jeder Phase des Turniers konzentriert und engagiert.“

Nach Unentschieden, Sieg und Niederlage überstand die SG Huttengrund die Gruppenphase mit einem blauen Auge. Schon beim 0:0 gegen die Futsal-Truppe des Bundesligisten Darmstadt 98 verriet der Kreisoberligist sehr gute Ansätze, überrollte dann TuS Griesheim mit 5:0, um dann nach dem ebenso klaren 0:3 gegen den Verbandsliga-Nord-Fünften aus Lichtenau auf Schützenhilfe angewiesenen zu sein. Das bereits ausgeschiedene Griesheim rang seinem ewigen südhessischen Rivalen aus Darmstadt ein 0:0 ab: Damit waren die „Lilien“ raus und die Huttengrunder weiter.

Im ersten Halbfinale setzte Lichtenau sich gegen die mit immerhin drei Spielern aus ihrem Futsal-Bundesligateam angetretenen Neu-Isenburger durch. Huttengrund musste gegen Markaz Frankfurt ran. Nach der regulären Spielzeit hieß es 0:0. Im Sechsmeterschießen hieß es nach der ersten Runde 3:3, ehe der baumlange Huttengrunder Schlussmann Noa Simon parierte und sich als Matchwinner feiern lassen durfte.

„Im Endspiel hat Lichtenau sich nach dem 3:0 in der Gruppe wohl gedacht, dass das Finale zum Spaziergang wird. Ich hatte jedenfalls den Eindruck, die waren nicht mehr so engagiert wie zuvor. Tobias Buchhold hat uns früh in Führung gebracht. Irgendwann musste Lichtenau aufmachen, und nach einem langen Abwurf von Noa Stein hat Philipp Dietz den Ball herrlich mit der Brust gestoppt und aus der Drehung das 2:0 gemacht. Und als Leon Dietz gleich noch das dritte Tor nachgeschoben hat, war uns der Sieg nicht mehr zu nehmen“, berichtete Volker Jöckel. Den Triumph über den zwei Klassen höher spielenden und mit exzellenten Fußballern gespickten LFV vermochte er sich allerdings auch nicht so recht zu erklären: „Ich weiß auch nicht, wie die das gemacht haben. Die waren einfach so richtig heißgelaufen.“

Der gastgebende Hessische Fußball-Verband ehrte die SG Huttengrund mit einer Urkunde und einem Wanderpokal und nicht zuletzt mit der Anfrage, ob der Kreisoberligist willens und bereit sei, ein Team in der Futsal-Hessenliga melden zu wollen. Diesem Ansinnen erteilte Jöckel allerdings eine Absage. Mit dem Gewinn des Hessenpokals ist im Übrigen das Ende der Fahnenstange erreicht, süddeutsche oder deutsche Meisterschaften sind nicht ausgeschrieben.

Gefeiert wurde anschließend in der Kellerbar des Vorsitzenden Marco Stein, der am Samstag zunächst noch hatte arbeiten müssen, ehe der nach Frankfurt eilte, um als einer von wenigen Zaungästen dem Triumph beizuwohnen. „Schade, dass beim Finale nur noch zwei, drei Leute von Lichtenau und die vier, fünf von uns zugeschaut haben. Und schade auch, dass wir den Wanderpokal nicht mitnehmen durften. Angeblich hat der bei früheren Gewinnern ein wenig gelitten, weshalb der HFV ihn nur für das Siegerfoto rausgerückt hat. Ich habe sogar eine Kaution von 100 Euro angeboten und versprochen, dass ich ihn persönlich zurückbringe, aber da war nichts zu machen. Schade, der Pott wäre sicher eine Zierde unseres Sportlerheims gewesen, denn für einen Kreisoberligisten ist das schon eine große Sache. Ich bin jedenfalls megastolz auf die Jungs.“

Die SG Huttengrund spielte mit Noa Fynn Simon; Leon Stein, Tobias Buchhold, Julian Zuckrigl, Henrik Schmid, Leon Dietz, Philipp Dietz, Marc Nesiba, Timo Jöckel, Tim Dietz und Nico Jöckel.

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