Dino Toppmöller fordert Schärfe im Kopf bei Eintracht Frankfurt

04. April 2024, 16:30 Uhr

Ihm gefällt nicht alles, was er sieht: Dino Toppmöller., © IMAGO/Rene Schulz

Ohne Hugo Ekitiké muss Eintracht Frankfurt versuchen, gegen den SV Werder Bremen endlich Boden gut zu machen - die nächsten Aufgaben sind mehr als happig.

In dieser Woche ist im Eintracht-Kosmos intensiv darüber diskutiert worden, wie Omar Marmoush und Hugo Ekitiké am ehesten zusammenspielen können. Ob es denn eine gute Idee wäre, den mit Abstand besten und torgefährlichsten Stürmer, nämlich Marmoush, im Mittelfeld oder auf der Außenposition zu verschenken und statt dessen dem labilen Neuzugang aus Paris im Angriffszentrum Spielpraxis zu geben. Das hat im jüngsten Spiel, der torlosen Enttäuschung gegen Union Berlin, nicht so gut geklappt, Marmoush spielte hinter der Musik her, Ekitiké blieb erneut glück- und torlos.

Ein neuerliches Experiment, trial and error, wird es kurzfristig nicht geben, für die Partie am Freitagabend (20.30Uhr/Dazn) gegen den SV Werder Bremen wird Ekitiké nicht zur Verfügung stehen. Der 21-Jährige klagt über leichte Adduktorenprobleme, es handele sich bei der Blessur um eine „schmerzadaptive Rückkehr“, wie die medizinische Abteilung dem Cheftrainer Dino Toppmöller mitgeteilt hatte, im Grund also eine Folgeverletzung. Der Schmerz sitze an einer Stelle, die „du nur merkst, wenn du eine extreme Bewegung machst“, sagt Toppmöller. Wie lange der Franzose, der ansonsten gegen Bremen in der Startelf gestanden hätte, ausfallen wird, vermag der Coach natürlich nicht zu sagen, es könnte „einen Tick länger“ dauern.

Dessen ungeachtet mutet es bei Ekitiké mindestens seltsam an, dass es ein 21 Jahre alter Leistungssportler nicht schafft, einen körperlichen Zustand zu erreichen, der es ihm erlaubt, in der Bundesliga zu spielen, ohne nach nur einer Partie von Anfang erneut eine Pause zu benötigen. Der ausgeliehene Neuzugang von Paris Saint Germain, für den die Eintracht eine Kaufoption über knapp 20 Millionen Euro besitzt, hat bislang in mehr als zwei Monaten in Frankfurt bei zehn Pflichtspieleinsätzen 317 Minuten gespielt (von 900 möglichen), keine einzige Partie über die volle Distanz. Schon in der französische Kapitale hat der Angreifer bis auf acht Minuten am ersten Spieltag nie gespielt, ihm fehle es am Rhythmus, sagt Toppmöller, man spüre, dass er lange nicht zum Einsatz gekommen war.

Dabei blitzte immer mal wieder auf, zu was er fähig ist, etwa im Spiel gegen den VfL Wolfsburg (2:2), seinem bislang einzig guten Auftritt, da bereitete er einen Treffer vor. Ansonsten hinkt Hugo Ekitiké wegen seiner Fitnessdefizite deutlich hinter den Erwartungen her, womöglich zündet der junge Mann erst in der kommenden Runde. Immerhin wird Omar Marmoush auf seinen angestammten Platz ganz vorne in der Spitze zurückkehren, wo er dank seines Tempos und seiner Dribbelfreude viel, viel wertvoller für die Mannschaft ist. Denn er weiß, wo das Tor steht und hat, anders als viele, auch den direkten Zug dorthin. Erstmals seit langem dürfte auch wieder Nacho Ferri, zuletzt angeschlagen und meist bei der U21 im Einsatz, in den Kader rücken. Der Spanier, der in seinen 50 Bundesligaminuten bereits ein Tor erzielte, im Hinspiel beim 3:0 gegen Union Berlin, hat beim Auswärtssieg der U21 am Mittwoch in Balingen deshalb auch nur eine Halbzeit gespielt.

Die Begegnung heute Abend gegen die Bremer, denen Toppmöller „eine hohe Qualität“ attestiert, fällt aus Sicht der Hessen unter die Kategorie „Pflichtsieg“ - will man den angestrebten Platz sechs und damit die Qualifikation fürs internationale Geschäft nicht aufs Spiel setzen. Fünf Punkte beträgt der Vorsprung zwar noch auf erste Verfolger, aber angesichts eines happigen Restprogramms mit Spielen unter anderem gegen Stuttgart, Bayern, Leverkusen und Leipzig und der traditionellen Frankfurter Schwäche in der Rückrunde sollten sich die Hessen, ohnehin die Remiskönige der Liga, dieses Spiel nicht aus der Hand nehmen lassen.

Dazu freilich ist eine andere Herangehensweise als zuletzt gegen Union Berlin dringend geboten. Dieses Behäbige, Mutlose, Schläfrige aus der ersten Halbzeit ohne ernsthafte Tormöglichkeit hat auch Toppmöller nicht gefallen, ganz und gar nicht. Er fordert eine deutlich „höhere Aktivität“, viel mehr Druck und Aggressivität, „wir müssen den Gegner stressen“. Vor allem „müssen wir von der ersten Minute an da sein“, verlangt der Fußballlehrer: „Wir brauchen eine komplett andere Energie.“ Zudem geht es auch darum, das Publikum wieder zu emotionalisieren und den Funken vom Rasen auf die Tribünen überspringen zu lassen. Wenn das der Mannschaft gelinge, könnten sich die Zuschauer, glaubt der 43-Jährige, auf „ein Spektakel“ unter Flutlicht freuen, denn Spiele gegen Werder Bremen, so hat Toppmöller festgestellt, hätten „einen hohen Unterhaltungswert“.

Um die erforderliche „Schärfe in den Kopf“ zu bekommen lässt Toppmöller seine Spieler noch einen Moment im Unklaren, wer im Spieltagskader steht. Erst am Freitag, und damit später als sonst, will er Aufstellung und Bankbesetzung bekanntgeben, um die Spieler unter Spannung zu halten.

Mittelfeldspieler Hugo Larsson zumindest weiß, dass er nicht in der Startformation stehen wird. Nach seiner Verletzung könne er allenfalls eine Halbzeit spielen, teilten die Ärzte mit. Der so wichtige defensive Mittelfeldspieler wird also später mithelfen müssen, die drei Punkte im Stadtwald zu lassen.