Roger Mouangue spricht sechs Sprachen

Ein kickendes Sprachtalent

23. Juli 2022, 07:59 Uhr

Nicht ungewöhnlich: Roger Mouangue liest Bücher. Schon ungewöhnlicher: Der 31-Jährige aus Kamerun liest sie in unterschiedlichen Sprachen. Foto: Tino Weingarten

Gemeinhin wird von der Fußballsprache gesprochen. Sich auf dem Platz zu verständigen, ohne die Sprache des anderen zu sprechen. Einer, der damit kein Problem haben dürfte, ist Roger Mouangue.

Der 31-Jährige aus Kamerun befindet sich noch im Umzug, aber auf der Fensterbank seiner Wohnung in Fulda stehen Bücher. Nicht ungewöhnlich, doch sie sind in unterschiedlichen Sprachen. Mouangue, der seit einigen Wochen bei Gruppenligist TSG Lütter spielt, ist in seinem Leben bereits herumgekommen. Kamerun, Ukraine, Deutschland. Seine Aufenthaltsorte haben Spuren hinterlassen, in positiver Hinsicht: Der 31-Jährige spricht nicht weniger als sechs Sprachen. Seine Jugendzeit verbrachte Mouangue in Kamerun, erlernt dort von Geburt an die beiden Amtssprachen Französisch und Englisch und zwei der rund 250 kamerunischen Dialekte. Mit 18 Jahren will er studieren, seine Freunde zieht es nach Frankreich. Doch Mouangue will Neues erleben.

Er wohnt fortan in der Ukraine. Schreibt sich dort 2009 in einer Universität ein. "Ein Freund von mir hat in der Ukraine angefangen zu studieren und mir erzählt, dass man dort eine gute Bildung bekommen kann", begründet Mouangue seine Entscheidung, in Osteuropa zu leben. Um sich an der Universität einschreiben zu können, benötigt der Kameruner aber ein Sprachdiplom. "Sechs Monate bis zu einem Jahr musste ich erstmal die Sprache lernen", sagt er.

Fünf Jahre lebt Mouangue in der Ukraine, spricht Ukrainisch und Russisch noch heute fließend. Im Polnischen hat er Grundkenntnisse, viele seiner Kumpels in der Ukraine sind Polen. Nach seinem Studium geht es nach Deutschland, Mouangue lernt schnell Deutsch. Ein Sprachtalent also? "Wenn wir eine Sprache lernen, müssen wir üben. Und wir dürfen nicht schüchtern sein. Es ist normal, dass man Fehler macht. Aber in großer Runde wollen das viele nicht. Um eine Sprache aber zu lernen, muss man Fehler machen", sagt Mouangue.

Zudem habe es ihm geholfen, die Sprachen im Alltag zu lernen: "Ich habe es gebraucht. Fürs Studium, den Fußball, für alles. Ich weiß nicht, ob ich Ukrainisch so gut sprechen könnte, wenn ich die Sprache in Kamerun gelernt hätte." Noch immer ist der 31-Jährige mit seinen Kumpels in der Ukraine in Kontakt. Heute vielleicht mehr denn je, der Angriffskrieg der Russen auf die Ukraine beschäftigt natürlich auch Mouangue. "Ich bin sehr viel in Kontakt mit ihnen, frage sie, wie es ihnen geht", sagt er. Aufgrund der Situation in seiner früheren Heimat half der Fußballer schon dem Landkreis Fulda, übersetzte ehrenamtlich Texte vom Deutschen ins Ukrainische.

Ob ein Sprachtalent oder einfach fleißiges Lernen: In Zukunft möchte Roger Mouangue weitere Sprachen lernen. Spanisch spiele in seinen Überlegungen eine Rolle, da es sehr identisch zum Französischen ist. Ebenso wie Italienisch. Und für Chinesisch kann sich der Kameruner ebenfalls begeistern. So wird es bald nicht nur auf dem Fußballplatz keinerlei Verständigungsprobleme mehr geben.