Sieben Tore in neuem System

Nico Gavos trifft als Freigeist wie er will

18. September 2020, 15:00 Uhr

Nico Gavos hat fast sein gesamtes fußballerisches Dasein beim SV Rot-Weiss Burghaun verlebt. Er erlebte die Aufstiege von der A- bis in die Gruppenliga mit, aber auch die Abstiege von der Gruppen- bis in die A-Liga. Foto: Charlie Rolff

Rot-Weiss Burghaun ist im Flow: Zwei ungefährdete Siege zum Start der A-Liga Hünfeld/Hersfeld, dazu der Einzug ins Pokal-Halbfinale. Der Erfolgsgarant trägt die Rückennummer 10, ist 31 Jahre alt und heißt Nico Gavos.

Nico, Sie haben mal eine Saison für Hünfeld II gespielt, ansonsten immer für Burghaun. Sie können doch mehr als A-Liga?

Wahrscheinlich schon (lacht). Für mich war aber schon früh klar, dass ich mich einerseits auf Studium und Beruf konzentrieren möchte und andererseits Fußball natürlich mit einer gewissen Ernsthaftigkeit betreibe, aber es mir zu 100 Prozent um Spaß mit meinen Freunden geht.

Derzeit macht es offensichtlich Spaß. Sie stehen nach zwei Ligaspielen bei sieben Saisontoren. In der vergangenen Corona-Serie waren es nur vier in elf Spielen. Woran liegt das?

Wir spielen ein ganz anderes System. Letzte Saison unter dem alten Trainer waren wir sehr darauf bedacht, keine Tore zu kassieren, haben hinter der Viererkette noch mit einem Art Libero agiert. Jetzt spielen wir ein 4-4-2 mit zwei offensiven Außenbahnspielern, wollen mehr Tore schießen und nehmen dafür das eine oder andere Gegentor mehr in Kauf.

Und bei Ihnen klappt das mit dem Toreschießen besonders gut. Dabei sind Sie doch eigentlich eher ein klassischer Zehner?

Die Rolle hat sich in den vergangenen Jahren etwas geändert. Letzte Saison war ich sogar der Wandspieler ganz vorne, jetzt genieße ich neben der klaren Spitze Marius Keller viele Freiheiten.

Kommt der Mannschaft das neue System insgesamt mehr entgegen?

Absolut. Unser Trainer Tino Eisenhardt macht das sehr gut. Er legt sehr viel Wert auf Disziplin, die Trainingsbeteiligung ist deutlich höher als noch in der letzten Saison. Auch ich trainiere deutlich mehr und nicht nur noch freitags, weil ich von Frankfurt zurück nach Fulda gezogen bin. Aber auch insgesamt haben wir als Mannschaft einen ordentlichen Schritt nach vorne gemacht.

Das hört sich nach leiser Kritik an Vorgänger Jörg Heß an ...

Ganz im Gegenteil. In der Vorsaison haben wir es als Mannschaft insgesamt schleifen lassen, da müssen wir uns schon selbst in die Pflicht nehmen. Außerdem sind jetzt viele der jungen Spieler im zweiten Seniorenjahr und haben entsprechend schon ein anderes Selbstverständnis gewonnen – was ja ganz normal und für uns gut ist. Die gute Jugendarbeit im JFVBurghaun trägt jetzt wieder Früchte.

Ist entsprechend der große Wurf möglich? Immerhin hatte Vorstand Mario Hutfleß vor anderthalb Jahren das Ziel ausgegeben, bis 2021 mit beiden Mannschaften aufsteigen zu wollen ...

Ich will Niederaula/Kerspenhausen II und Dammersbach/Nüst nicht zu nahe treten, aber beide Mannschaften werden wohl eher gegen den Abstieg spielen. Das waren bislang Spiele, die wir gewinnen müssen. Das Pokalspiel gegen Ilbeshausen am Dienstag war jetzt ein Gegner auf Augenhöhe, da haben wir uns beweisen können. Nach den nächsten Wochen, wenn wir auch in der Liga gegen zwei, drei Teams aus dem oberen Drittel gespielt haben, können wir sagen, wohin die Reise führen könnte. Ich persönlich will natürlich oben mitspielen. Dazu sind wir in der Lage, keine Frage. Ob es für ganz oben reicht, werden wir sehen.

Und nebenbei sollten Sie Ihren persönlichen Torrekord von 19 Treffern deutlich steigern können?

Das weiß ich nicht und das ist mir auch tatsächlich nicht wichtig. Ob ich derjenige bin, der das Glück hat, die Bälle reinzuschieben oder ich derjenige bin, der sie auflegt, das ist mir egal. Hauptsache wir als Mannschaft schießen mehr Tore als der Gegner.

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