Zusammenschluss von Mernes und Marjoß ein Novum

09. Januar 2024, 14:21 Uhr

Spielertrainer Andreas Ruppert führte den SV Marjoß von der C- in die A-Liga. Im Sommer geht der SVM eine Spielgemeinschaft mit dem FSV Mernes ein. © Ralf Hofacker

In der kommenden Saison wird in der A-Liga Schlüchtern eine neue Spielgemeinschaft an den Start gehen. Der SV Marjoß aus dem Fußballkreis Schlüchtern und der Gelnhäuser Club FSV Mernes bündeln ihre Kräfte.

Die Spessartdörfer trennen nicht einmal vier Kilometer. So groß die räumliche Nähe ist, so gering sind politische und sportliche Gemeinsamkeiten. Marjoß ist ein Ortsteil der Stadt Steinau im Altkreis Schlüchtern und liegt am westlichen Zipfel des östlichen Teils des Main-Kinzig-Kreises, während Mernes zu Bad Soden-Salmünster gehört, sich seit jeher Richtung Gelnhausen orientiert und dort auch fußballerisch zu Hause ist.

SV Marjoß und FSV Mernes gründen neue Spielgemeinschaft

Die jüngsten Erfolgsstorys der beiden Fußballvereine verliefen in der Saison 2022/23 parallel. Der SV Mernes stieg als Tabellenzweiter in die A-Liga Schlüchtern auf, der FSV Marjoß kehrte als B-Liga-Vizemeister in die A-Liga Gelnhausen zurück. Nach dem Aufstieg haben die Teams die erste Saisonhälfte mit unterschiedlichem Erfolg absolviert. Marjoß hat sich mit zwölf Punkten Vorsprung auf den einzigen Abstiegsplatz im Mittelfeld der Tabelle festgesetzt, während sich Mernes als Viertletzter schwerer tut. Wo der SVM also auf einem guten Weg ist, eine A-Liga-Zugehörigkeit auch in der kommenden Saison zu gewährleisten, kann der FSV von jetzt an befreit aufspielen, wird aber sicher bemüht sein, seine letzte eigenständige Saison mit dem sportlichen Klassenerhalt zu krönen.

Inwieweit der Status der Merneser die Abstiegsfrage in der A-Liga Gelnhausen beeinflusst, weiß auch Kreisfußballwart Gerhard Pfeifer (Höchst) noch nicht: „Wie wir da verfahren, müssen wir im Kreisfußballausschuss noch erklären“, sagt Gelnhausens Fußballchef, der am 9. März nach 23 Jahren aus dem Amt scheiden und die Geschäfte dem Salmünsterer Christian Golditz übergeben wird. Der Merneser Wechsel in den Schlüchterner Spielbetrieb dürfte eine Situation ergeben, von der alle Beteiligten profitieren. Der siechende Kreis Schlüchtern erhält eine Frischzellenkur, den Vereinen ist die gröbste Existenzangst genommen, und auf Funktionärsebene freut man sich, „dass wir aus Gelnhausen weiter dazu beitragen können, Schlüchtern zu stärken. Nichts ist wichtiger, als den Fortbestand des Spielbetriebs zu unterstützen, weshalb ich auch nicht böse darum bin, dass Mernes fortan in Schlüchtern spielt“, betont KFW Pfeifer.

Ohnehin scheint es, als renne Mernes offene Türen ein, denn neben dem FSV könne man sich, wie Pfeifer verrät, auch den SV Salmünster und selbst den VfB Oberndorf in der Region Fulda vorstellen. Bislang sind es mit der KSG Wüstwillenroth/Lichenroth und dem FC Burgjoß noch zwei weitere Gelnhäuser Clubs, die – sofern vorhanden – Berührungsängste mit dem Osten überwunden haben. Die zweite Mannschaft der KSG spielt mit der dritten der SG Freiensteinau ebenso in der C-Liga Schlüchtern wie die Burgjosser Reservisten mit Marjoß und Mernes in der Reservespielgemeinschaft Jossatal II. „Dafür sind wir sehr dankbar, sonst hätten wir in Gelnhausen eine C-Liga mit 19 Mannschaften stemmen müssen“, sagt Gerhard Pfeifer. Schlüchterns stellvertretender Kreisfußballwart Harald Maienschein wirft die Frage auf, wo SV Marjoß und FSV Mernes in der nächsten Saison mit der zweiten Mannschaft spielen wollen: „Sofern ein entsprechender Antrag gestellt und genehmigt wird, ist unter Umständen ein Startrecht in der B-Liga denkbar.“

Zusammenschluss von Mernes und Marjoß ein Novum

Dass sich zwei erste Mannschaften aus Schlüchtern und Gelnhausen zusammentun, ist ein Novum. Vor dem Hintergrund allemal ordentlicher fußballerischer Qualität und Quantität kann man sich, so war zu hören, bei SVM und FSV gut vorstellen, dass auf Sicht mehr drin ist als A-Liga. Die Spielgemeinschaft würde womöglich auch die Paulowitsch-Brüder Kevin und Nick (Mernes) sowie Tim (Marjoß) vereinen, wobei eine Zusage des stets umworbenen SVM-Abwehrasses wohl noch aussteht.

Dass die Vereinsverantwortlichen bereits in Verhandlung getreten sind mit einem weidlich gruppenligaerfahrenen Spielertrainerkandidaten mit B-Lizenz aus den Reihen des VfB Oberndorf, unterstreicht einerseits die Ernsthaftigkeit des ehrgeizigen Unterfangens, bedeutet andererseits aber auch, dass hüben wie drüben eine Ära endet. Auf Merneser Seite ist seit vielen Jahren Tom Lingenfelder für die sportlichen Geschicke des FSV verantwortlich, während die Marjosser Wiedergeburt nach einer Abmeldung vom Spielbetrieb ganz eng mit dem Namen Andreas Ruppert verbunden ist, der in sieben Jahren den SVM von der C- in die B- und jetzt in die A-Liga geführt hat.

„Auf Vorstandsebene kam man zu dem Schluss, dass es nach der Bildung einer Spielgemeinschaft keinen Sinn mache, mit einem der beiden Trainer in verantwortlicher Position weiterzumachen. Ich kann das verstehen und trage diese Entscheidung mit“, sagt Ruppert, der noch nicht entschieden hat, wie es mit ihm weitergehen wird: „Vielleicht bleibe ich als Spieler. Allerdings bin ich 33, da wird das Zeitfenster, als Spielertrainer arbeiten zu können, auch nicht gerade größer.“

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