Verbandsliga? "Gerne, aber nur mit gewachsenen Strukturen"

Parzeller erklärt im Interview: "Stellen uns für den Erfolg nicht auf den Kopf"

20. April 2018, 19:00 Uhr

Es läuft bei Thorsten Parzeller und dem TSV Künzell.

Die zweite Mannschaft wird aller Voraussicht nach in die Kreisoberliga aufsteigen, die Dritte in der B-Liga und das Gruppenliga-Team haben noch alle Möglichkeiten auf den großen Wurf. Vom wem hier die Rede ist? Natürlich vom TSV Künzell, der mit seinen Senioren-Teams derzeit für mächtig Furore im osthessischen Fußball sorgt. Grund genug, um beim Sportlichen Leiter Thorsten Parzeller (47) mal genauer nachzufragen.

Übernimmt Markus Pflanz im Sommer einen Verbandsligisten?

Wir wollen immer den maximalen sportlichen Erfolg, werden aber weder in dieser noch in der nächsten Spielzeit das Ziel Verbandsliga ausrufen, zumal die Tabelle natürlich noch sehr verzerrt ist. Sollten wir aufsteigen, dann nehmen wir das natürlich gerne wahr. Aber dafür werden wir uns nicht auf den Kopf stellen.

Der Verein surft momentan auf einer Welle des Erfolgs. Was zeichnet den TSV Künzell aus?

Dass bei uns alle Senioren- und Jugendmannschaften wichtig sind. Natürlich ist die Erste in der Gruppenliga das Aushängeschild, trotzdem hat die dritte Mannschaft für uns die gleiche Wertigkeit und ist uns genauso wichtig. Dazu legen wir viel Wert auf das Miteinander und die eigene Jugend, die C- und B-Jugendlichen absolvieren beispielsweise bald ein viertägiges Trainingslager in Tirol. Uns ist Vereinsleben einfach wichtig, weil vielen unserer Mitglieder das Herz am Verein hängt. Nur ein Beispiel: Wenn wir ein Jugendcamp veranstalten, dann nehmen sich die Eltern oder freiwilligen Helfer schon einmal Urlaub, nur damit die Würstchen gegrillt werden. Das ist in der heutigen Zeit nicht mehr gang und gäbe.

Du sprichst die zahlreichen Unterstützer schon an, anders dürfte ein Verein wie Künzell mit drei Senioren- und einem Dutzend Jugendteams nicht zu stemmen sein...

Absolut. Das 14-köpfige Vorstandsteam leistet einen großartigen Job genauso wie unsere Trainerstäbe, die sich jeden Freitag nach dem Abschlusstraining zusammensetzen und die Spieler hin- und herschieben. Das funktioniert nur, wenn allen bewusst ist, dass der Verein an oberster Stelle steht.

Zurück zur sportlichen Situation: Hast du selbst damit gerechnet, dass Künzell in das Rennen um Platz zwei noch einmal eingreifen kann?

Wenn ich ehrlich bin, nein. Die Mannschaft macht das derzeit sehr gut und hat lediglich gegen Spitzenreiter Eichenzell unglücklich verloren. Aber ich kann nur immer wieder betonen: Die Tabelle ist sehr verzerrt, deswegen sollten wir uns einfach auf das nächste Spiel konzentrieren.

Gegner ist mit der SG Eiterfeld/Leimbach ein Team, das vom Abstieg bedroht ist…

Das stimmt, aber wenn man sich die letzten Partien angesehen hat, dann kommt man schnell zum Entschluss, dass sie keineswegs wie ein Absteiger spielen. Im Hinspiel vor gut einer Woche (1:0-Sieg, Anm. d. Red.) haben die mir richtig gut gefallen, weil sie auch Fußball spielen wollen und der neue Trainer Klaus Wächter der Mannschaft wieder Leben eingehaucht hat. Sie haben mich absolut positiv überrascht, weshalb ich eine schwere Aufgabe erwarte.

Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Mit Markus Pflanz (SG Aulatal) wurde ein neuer, externer Trainer verpflichtet. Was erhofft man sich von dieser Personalie?

Wir glauben, dass ein externer Coach ein bisschen mehr Abstand zu den Spielern hat, unbefangen an die Sache herangeht und wieder etwas frischen Wind in die Mannschaft bringt. Dazu glauben wir, dass Markus 10 bis 20 Prozent noch aus der Mannschaft herausholen und gerade die jungen Spieler weiterentwickeln kann. Dennoch wollen wir mit ihm weiter den Weg gehen und auf talentierte, einheimische Spieler setzen. Sollten wir dann aber auf einer Position Bedarf haben, sind wir bereit, auch mal einen Externen wie vor einigen Jahren Peter John zu verpflichten. Der hat sich als Glücksgriff entwickelt und ich bin mir sicher, dass er irgendwann nach Künzell zurückkehren wird. 80 Prozent der Mannschaft sollen aber weiter Einheimische bleiben. Denn wenn wir irgendwann mal aufsteigen sollten, dann mit gewachsenen Strukturen.

Autor: Max Lesser

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